Düsseldorf. . Die Studentenwerke rechnen wegen der 2013 erwarteten Erstsemester-Rekordzahl mit Engpässen bei der Bearbeitung von BAföG-Anträgen. Die Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke NRW warnte am Mittwoch vor neuen Wartezeiten: Ohne eine Aufstockung des Personals sei die “Antragsflut“ kaum zu bewältigen.
Ein Jahr vor dem erwarteten Studenten-Ansturm auf die NRW-Hochschulen durch den doppelten Abiturjahrgang kämpfen die Universitäten an Rhein und Ruhr mit erheblichen Problemen. Vor allem der absehbare Anstieg der Bafög-Empfänger um rund 20 Prozent bereitet den Studentenwerken Sorgen: „Mit dem jetzigen Personalbestand ist das nicht zu bewältigen“, sagte der stellvertretende Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke NRW, Jörg Lüken.
Im Jahr 2011 mussten bereits knapp 115.000 Bafög-Anträge bearbeitet werden. Ingesamt bekommen rund 20 Prozent aller Studierenden in NRW eine staatliche Förderung. An einigen Hochschulen war es in der Vergangenheit schon zu Klagen über monatelange Bearbeitungszeiten gekommen, die einige Studenten in finanzielle Nöte stürzten. Lüken erwartet wegen des doppelten Abitur-Jahrgangs rund 20.000 Bafög-Studenten zusätzlich und forderte von der Landesregierung Geld für mindestens 40 weitere Verwaltungsmitarbeiter. „Wenn sich nichts ändert, wäre das eine Katastrophe“, so Lüken.
NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte weitere Finanzhilfen für die Studentenwerke zu, wollte sich aber nicht auf eine konkrete Summe festlegen. Im Zuge der rot-grünen Haushaltsberatungen werde sie zusehen, „dass wir zu einer guten Lösung kommen“. Zurzeit zahlt das Land den Studentenwerken rund 38 Millionen Euro an laufenden Zuschüssen. Die durchschnittliche Bearbeitungszeit für einen Bafög-Antrag beläuft sich laut Lüken auf zwei Monate, längere Wartefristen seien jedoch möglich.
Studentenbuden werden zur Mangelware
Die Studenten in NRW haben zudem immer größere Schwierigkeiten, an beliebten Studienorten bezahlbaren Wohnraum zu bekommen. Zwar leben in NRW vergleichsweise viele Studenten (28 Prozent) noch bei den Eltern, doch immerhin 39 Prozent bewohnen eine normale Mietwohnung. „Wir wissen um die Engpässe auf dem Wohnungsmarkt“, sagte Schulze. Das Land investiere in die Sanierung von Studentenwohnheimen. Nach Lükens Berechnungen fehlen absehbar allein 2000 Wohnheimplätze in NRW.
Für Unruhe sorgt auch eine neu aufgeflammte Debatte über die Abschaffung der Studiengebühren. Die FDP-Hochschulpolitikern Angela Freimuth erklärte am Mittwoch, das Wissenschaftsministerium habe in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage einräumen müssen, dass den NRW-Hochschulen nach Abschaffung der Studiengebühren jährlich rund 19,5 Millionen Euro für Tutorien, Seminare und Bibliotheken verloren gingen.
Die rot-grüne Landesregierung hatte den Universitäten einen vollständigen Ausgleich versprochen, sieht diesen jedoch mit zusätzlichen Mitteln von 249 Millionen Euro als Studiengebühren-Ersatz erfüllt. Die stark steigenden Studierendenzahlen, die zusätzliche Gebühren bedeutet hätten, werden bei der Kompensationsrechnung indes nicht berücksichtigt. „Die Hochschulen hatten noch nie so viel Geld wie heute“, sagte Wissenschaftsministerin Schulze. Maßgeblich für die Studienbedingungen seien nicht die Mittel aus Gebühren, sondern aus dem Hochschulpakt von Bund und Ländern.