Essen. . Die Universität Duisburg-Essen setzt auf das sogenannte „Deutschland-Stipendium“. Uni-Rektor Ulrich Radtke sieht darin auch eine Möglichkeit, Bildungseliten im Revier zu halten. Doch um die Elitestudenten zu finanzieren, braucht die Universität Sponsoren aus der privaten Wirtschaft.

Unternehmen als Sponsoren für Elite-Studenten – das ist eine der zentralen Ideen des „Deutschland-Stipendiums“. Die Universität Duisburg-Essen zählt bundesweit zu den Hochschulen mit den meisten Stipendiaten. Uni-Rektor Ulrich Radtke sieht darin auch eine Möglichkeit, Bildungseliten im Revier zu halten.

Die Stipendiaten bekommen 300 Euro pro Monat. Die Kosten teilen sich ein Sponsor und die Bundesregierung. Die Hochschulen müssen sich ihre Unterstützer selbst suchen. 377 Stipendiaten gibt es derzeit an der Uni Duisburg-Essen. Damit wird ein Prozent der Studierenden gefördert (www.deutschlandstipendien.de).

Warum soll die Wirtschaft einspringen, um den akademischen Nachwuchs zu fördern?

Radtke: Vom Deutschland-Stipendium haben beide Seiten etwas. Herausragende Studierende werden für ihre Leistungen belohnt. Gleichzeitig können Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, Spitzenkräfte an die Region zu binden.

Die Stipendiaten bekommen 300 Euro pro Monat. Die Kosten teilen sich ein Sponsor und die Bundesregierung. Das Problem dabei: Die Hochschulen müssen sich ihre Unterstützer selbst suchen.

Radtke: Dass dies kein Problem, sondern eine riesige Chance ist, haben wir bisher ganz gut unter Beweis gestellt. Wir zählen bundesweit zu den Hochschulen mit den meisten Deutschland-Stipendien. 377 Stipendiaten gibt es derzeit an der Universität Duisburg-Essen. Damit wird ein Prozent unserer Studierenden gefördert.

Das Ziel von Forschungsministerin Annette Schavan, die das Stipendien-Programm ins Leben gerufen hatte, war allerdings deutlich ambitionierter. Acht Prozent sollten es sein.

Radtke: Ich halte dieses Ziel, das in einer Anfangseuphorie formuliert worden ist, für nicht realistisch.

Fällt es Ihnen schwer, Sponsoren für die Stipendien zu finden?

Radtke: Wir sind zufrieden, wollen uns aber noch steigern. Künftig möchten wir mindestens zwei Prozent der Studierenden mit den Stipendien ausstatten. Davon profitieren übrigens insbesondere Studierende, denen eine Hochschulkarriere nicht in die Wiege gelegt wurde. Jeder zweite Stipendiat stammt aus einer Familie, in der die Eltern keine Akademiker waren.

Bislang engagieren sich zum Beispiel Unternehmen wie Deichmann, Evonik und Grillo. Was versprechen sich die Sponsoren davon?

Radtke: Die Beweggründe sind vielfältig. Manche Sponsoren möchten einfach etwas Gutes für Benachteiligte tun, andere setzen sich so für die Region ein oder wollen mit potentiellen Fachkräften in Kontakt treten. Gerade für mittelständische Unternehmen, die bei Spitzen-Studierenden auf sich aufmerksam machen möchten, steckt im Deutschland-Stipendium ein erhebliches Potenzial.

Können sich die Unternehmen denn ihre Stipendiaten selbst aussuchen?

Radtke: Nein, diese Entscheidung trifft die Hochschule. Unternehmen, die Geld zur Verfügung stellen, können allerdings Wünsche anmelden, welche Studiengänge unterstützt werden sollen, also beispielsweise die Ingenieur- oder Wirtschaftswissenschaften. Im Übrigen ergeben sich für die Studierenden keine Verpflichtungen gegenüber ihren Sponsoren. Wir stellen allerdings einen Kontakt zwischen den Stipendiaten und den Geldgebern her. Manchmal wird mehr daraus. Die ersten Stipendiaten wurden schon von ihren Sponsoren eingestellt. Das Deutschland-Stipendium kann also auch dabei helfen, Bildungseliten im Ruhrgebiet zu halten.