Bielefeld/Bochum. . Kopf und Dokument sind leer, der Schreibtisch dafür umso voller - und der Student verzweifelt. In der „Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“ gibt’s am Donnerstag Hilfe. Uni-Schreibzentren aus Deutschland und NRW bieten Unterstützung an.

Sieben Jahre brauchte er für seine Doktorarbeit. Das Ergebnis: ein Plagiat. Ex-Verteidigungsminister Guttenberg litt vielleicht unter dem Verlust des Rechtsbewusstseins. Oder unter einer Schreibblockade und dem großen Quellenchaos. Damit es Studenten nicht wie ihm ergeht, wollen Universitäten weiterhelfen.

Deshalb organisieren nun einige Schreibwerkstätten die „Erste bundesweite Lange Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten“. Zum Beispiel die Ruhr-Universität Bochum (RUB) und die Universität Bielefeld (UB) schieben in der Nacht vom 10. auf den 11. März - von diesem Donnerstag auf Freitag - der Aufschieberitis einen Riegel vor. Die Mitarbeiter ihrer Schreibzentren locken mit Beratung, Schreibtisch-Yoga und ganz viel Austausch.

Studenten zu Guttenberg

"Ich finde den Rücktritt übertrieben. Als Verteidigungsminister war er ja trotzdem gut. Es ist nicht in Ordnung, dass er sich jetzt zurückgezogen hat." Sarah Zielinski, 19, ist Praktikantin an der Uni-Bibliothek. © WAZ FotoPool
"Guttenberg hat in letzter Zeit viel Kritik einstecken müssen. Jetzt nimmt er sich und die Regierung aus der Schusslinie. Ich kann das gewissermaßen verstehen." Sebastian Steher, 27, studiert Bauingenieurwesen. © WAZ FotoPool
„Ich find’s sehr gut. Am Anfang dachte ich: Was soll die Aufregung? Es gibt schließlich wichtigere Sachen auf der Welt. Aber so wie er sich verhalten hat, machte das einfach kein gutes Bild. Er ist auch kein Vorbild mehr.“ Anika Rekers, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis.
„Ich find’s sehr gut. Am Anfang dachte ich: Was soll die Aufregung? Es gibt schließlich wichtigere Sachen auf der Welt. Aber so wie er sich verhalten hat, machte das einfach kein gutes Bild. Er ist auch kein Vorbild mehr.“ Anika Rekers, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis. © WAZ FotoPool
“Guttenberg ist zurückgetreten? Cool. Das ist die beste Nachricht des Tages. Die Stimmung, die in letzter Zeit besonders von den Medien erzeugt wurde, war schließlich doch sein Sargnagel.“
Philipp Albrecht, 28, studiert Politikwissenschaften.
“Guttenberg ist zurückgetreten? Cool. Das ist die beste Nachricht des Tages. Die Stimmung, die in letzter Zeit besonders von den Medien erzeugt wurde, war schließlich doch sein Sargnagel.“ Philipp Albrecht, 28, studiert Politikwissenschaften. © WAZ FotoPool
"Er hätte sogar schon vorher zurücktreten müssen. Dass er so lange gezögert hat, hat Frau Merkel ziemlich geschadet. Was er getan hat, macht man einfach nicht. Hätte er es sofort zugegeben, wäre es aber besser für ihn gewesen." Linda Ingendahl, 21, studiert Medizinische Biologie. © WAZ FotoPool
"Ich hab vor zwei Wochen das Ergebnis meiner Masterarbeit bekommen. Deswegen bin ich gerade sehr sensibel für dieses Thema. Es hat etwas mit Integrität zu tun. Und Personen, die so ein Amt innehaben, brauchen nun mal viel davon." Fabian Beeren, 29, studierte Sowi und Germanistik. © WAZ FotoPool
"Ich find das super! Ungestraft soll er nicht davon kommen. Es kann ja kein Versehen gewesen sein bei über 100 Seiten. Da zählt keine Ausrede mehr. Ich bin dafür, dass man ihm seine Pensionen streicht. Wir zahlen seine Rente!" Torsten Dreyer, 35, ist Datenverarbeitungstechniker. © WAZ FotoPool
"Mir ging dieser Skandal auf die Nerven. Er hat abgeschrieben, wurde erwischt und aus! So ist das nunmal." Katrin Honka, 22, studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. © WAZ FotoPool
"Ich finde, dass man das losgelöst voneinander betrachten muss. Der Skandal hat nichts mit seiner Arbeit als Minister zu tun. Ich hätte es befürwortet, wenn er sein Amt weitergeführt hätte und bin negativ überrascht." Alexander Hippler, 23, ist Praktikant an der Uni-Bibliothek. © WAZ FotoPool
„Erst konnte ich das Aufsehen nicht verstehen. Jetzt bin ich enttäuscht, dass er sich nicht einmal entschuldigt hat. Ich müsste auch versuchen, eine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen.“ Antonia-Madeleine Garitz, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis.
„Erst konnte ich das Aufsehen nicht verstehen. Jetzt bin ich enttäuscht, dass er sich nicht einmal entschuldigt hat. Ich müsste auch versuchen, eine Doktorarbeit nach bestem Wissen und Gewissen anfertigen.“ Antonia-Madeleine Garitz, 24, studiert Literatur- und Medienpraxis. © WAZ FotoPool
"Wir dürfen auch nicht kopieren. Sonst werden wir rausgeschmissen. Guttenberg hat sich blamiert. Sein Rücktritt ist die richtige Konsequenz." Viviane Caspert, 22, studiert Biologie und Chemie auf Lehramt. © WAZ FotoPool
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„Sich auszutauschen ist ganz entscheidend beim Schreiben von Hausarbeiten“, meint Maike Wiethoff vom Schreibzentrum der RUB. „Selbst das Geräusch getippter Tasten hilft beim eigenen Weiterkommen.“ Wiethoff rät den Studenten deshalb, in die Bibliothek zu gehen. Schon eine gemeinsame Mittagspause mit Kommilitonen strukturiere den Tag.

In der langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten werde es Gelegenheit zum ungestörten und zum gemeinschaftlichen Schreiben geben. „Wir haben auch genügend Raum, um es sich gemütlich zu machen“, sagt Diplom-Pädagogin Christiane Henkel vom Schreiblabor der UB. Kaffee gebe es, Alkohol nicht.

„Der erste Satz ist meistens nicht der beste.“

Für die Frühaufsteher, die in der Langen Nacht lieber schlafen, haben die Expertinnen jetzt schon einige Tipps. Maike Wiethoff: „Ganz wichtig: Früh mit der Hausarbeit anfangen und nicht erst wochenlang nur Texte lesen. Der erste Satz ist meistens nicht der beste, und erst beim Schreiben verschafft man sich neue Zugänge.“ Auch wichtig: Man solle sich immer wieder darüber klar werden, was man überhaupt mit seiner eigenen Arbeit wolle.

Quellen-Chaoten empfiehlt Christiane Henkel das Computerprogramm „Citavi“. Aber besser sei generell: Früh ein individuelles Quellensystem entwickeln und gründlich arbeiten. „Die eigene Leistung bei einer Hausarbeit ist ja die Argumentationsstruktur“, also die Verwendung von Quellen zum Aufbau von Argumenten.

Eine Anmeldung zur Langen Nacht der aufgeschobenen Hausarbeiten ist an der Ruhr-Universität Bochum unter 0234 32 -25104 und an der Universität Bielefeld unter 0521 106-3366 oder -2647 möglich. Informationen sind auch auf den Homepages der RUB und der UB zu finden.