Duisburg. Nun stehen die Zahlen fest, wie viel Geld die Uni im vergangenen Jahr an Studiengebühren eingenommen hat. Beate Kostka, Pressesprecherin der Uni Duisburg-Essen, trug im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiterin Fabienne Piepiora zusammen, wofür das Geld ausgegeben wurde.
Was ist mit dem Geld passiert?
Kostka: Das Geld wurde komplett eingesetzt: Von den insgesamt 33,9 Mio Euro wurden 16,4 Mio ausgegeben, die restlichen Mittel sind bereits festgelegt oder konkret verplant. Knapp 10 Mio wurden in die Personalaufstockung im Bereich von Lehre und Studium investiert, 4,8 Mio gingen in die Infrastruktur (z.B. Bücherausstattung und Medientechnik). 1,5 Mio kamen der Duisburg-Essener Studienstiftung zugute, für bauliche Verbesserungen wurden 150 000 Euro verwendet.
Bleiben noch 17,5 Mio . . .
Die werden, wie schon gesagt, für bereits festgelegte Maßnahmen eingesetzt.
Etwa für ein E-Learning-Portal. Was steckt dahinter?
Das ist eine Gemeinschaftsinitiative der Universitätsallianz Metropole Ruhr (UAMR) der Universitäten Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen, um ihren Studierenden ein größeres Lehrangebot zu eröffnen. Mehr als 1700 UAMR-Studierende lernen derzeit bereits im Ruhr-Campus-Online-Verbund. Präsenzveranstaltungen an den Unis werden dabei mit E-Learning-Elementen verknüpft, so dass campusunabhängig flexibles Lernen möglich wird. Die erworbenen Leistungsnachweise werden an der jeweiligen Uni angerechnet.
Was hat es mit dem integrierten Campus-Management auf sich?
Die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge, die nun schrittweise erfolgt, verlangt eine bessere und integrierte IT-Service-Unterstützung mit neuen technischen Lösungen. Im Kern des Projektes stehen webbasierte Funktionen für Studierende und Dozenten, um den studentischen Lebenszyklus systematisch zu unterstützen: etwa bei der Einschreibung, Rückmeldung, Informationen zu Studiengängen, An- und Abmeldung von Veranstaltungen und Prüfungen.
Ein Teil des Geldes wird außerdem für die Umgestaltung von Freiflächen investiert. Warum?
Damit sind Aufenthaltszonen im Foyer der Bibliotheken gemeint oder Außenflächen, wie der Teich am Campus Essen, die so umgestaltet werden sollen, dass sie als Arbeitsflächen genutzt werden können.
Welche Fachbereiche haben konkret profitiert?
Bei der Verteilung der Beiträge werden alle Fachbereiche berücksichtigt. Der Verteilerschlüssel orientiert sich an der Anzahl der Studierenden und Absolventen. Wer viele Studierende zu betreuen hat und zum Abschluss bringt, bekommt auch mehr Geld.
Wären Verbesserungen auch ohne die Gebühren denkbar?
21 Mio Euro werden 2009 aus Studienbeitragsmitteln für die Verbesserung von Studium und Lehre eingesetzt. Das entspricht etwa 15 % der regulären Haushaltsmittel. Ohne diese Mittel könnten wir wichtige Projekte zur Verbesserung der Studienbedingungen nicht durchführen und würden damit im Wettbewerb um Studierende und Lehrende zurückfallen.
Die Studenten fragen sich trotzdem, warum sie Studiengebühren bezahlen. Etwa, wenn sie in überfüllten Räumen sitzen. Wie kann es sein, dass die Studenten von den Verbesserungen durch die Gebühren kaum etwas mitbekommen?
In den ersten beiden Jahren wurden vornehmlich Maßnahmen durchgeführt, die schnell umgesetzt werden konnten, wie der campusweite Ausbau des W-LAN-Netzes, die Anschaffung zusätzlicher Literatur sowie die Ausweitung der Öffnungszeiten der Bibliotheken. Dieses neue Angebot kommt zahlreichen Studierenden täglich zugute. Überfüllte Hörsäle oder Seminarräume lassen sich aber nicht von einem auf den anderen Tag abschaffen. Für zusätzliche Seminare benötigt man auch mehr Lehrpersonal und das zu finden, braucht Zeit. In den letzten beiden Semestern wurde aber verstärkt wissenschaftliches Lehrpersonal auf Zeit eingestellt, so dass diese Maßnahmen nun auch greifen. Es fehlen aber Räume in entsprechender Größe. Der Bedarf wird gerade durch die Landesregierung abgefragt.
Es soll demnächst einen SMS-Dienst geben, mit dem Studenten über ausfallende Veranstaltungen informiert werden. Ist das eine sinnvolle Sache, die unbedingt aus Studiengebühren finanziert werden sollte?
Eine solche Maßnahme ist geplant und zur Finanzierung aus Studienbeiträgen beantragt worden. Sie stieß aber bislang bei den Studierendenvertretern in den Gremien nicht auf Gegenliebe. Wie das Beispiel anderer Hochschulen zeigt, kann ein solches System durchaus sinnvoll eingesetzt werden und kann gerade bei einer Zwei-Campus-Hochschule mit großem Pendleranteil unnötige Fahrten vermeiden.
Wie kann die Uni die Betreuung verbessern?
Zum Beispiel durch das flächendeckende Mentoring-Programm, das die Uni Duisburg-Essen jetzt als erste deutsche Uni eingeführt hat. Um Studienabbrüche zu vermeiden, wird künftig jeder Student in allen Studienphasen von einem Professor oder Wissenschaftler individuell begleitet.
Wie viele Studenten profitieren inzwischen von der eingerichteten Stiftung und sind so von den Gebühren befreit?
Bislang werden zwei Studierende mit einem Stipendium gefördert, und zehn junge studierende Mütter haben eine Säuglingserstausstattung im Wert von 260 Euro erhalten. Ab dem Wintersemester werden weitere Stipendiaten in die Förderung aufgenommen.
Diskussion im Forum: Studiengebühren