Gütersloh. Jeder dritte Studiengang in NRW ist zulassungsbeschränkt. Wo die NC-Quote besonders hoch ist und wo es gute Chancen auf einen Studienplatz gibt.

Das Abi in der Tasche und dann – ab an die Uni!? Angehende Studenten stehen vor vielen Entscheidungen: Welches Fach wollen sie studieren, an welcher Hochschule? Bei der Wahl von Studiengang und Uni spielt häufig auch der Abi-Schnitt eine Rolle. In NRW ist jeder dritte Studiengang mit einem Numerus Clausus (NC) zugangsbeschränkt. Das geht aus dem am Mittwoch veröffentlichen „NC-Check“ des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) hervor, einem Ländervergleich fürs Wintersemester 2020/21. Demnach liegt Nordrhein-Westfalen mit einer NC-Quote von 33,1 Prozent unter dem Bundesschnitt von 40 Prozent.

Der Wert hat sich im Vergleich zum Vorjahr hier kaum verändert, zwischen Unis und Fachhochschulen gibt es im Durchschnitt kaum einen Unterschied. Während die Zahl der zulassungsbeschränkten Fächer an den Unis in NRW leicht sank (-1,5 Prozentpunkte), stieg sie bei den FHs (+1,4 Prozentpunkte) in ähnlichem Maße.

NC, kein NC? Erhebliche Unterschiede zwischen Fächergruppen

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Zwischen einzelnen Fächergruppen und Hochschulstandorten gibt es allerdings große Unterschiede: So sind dem Bericht zufolge im – recht weit gefassten – Bereich der Rechts-, Wirtschafts-, Gesellschafts- und Sozialwissenschaften vier von zehn Studiengängen in NRW (43,4 Prozent) mit NC beschränkt, bei Sprach- und Kulturwissenschaften knapp jeder dritte (30 Prozent) und bei Ingenieurswissenschaften nur etwa jeder vierte (24,4 Prozent).

Bachelor-Studiengänge sind in NRW häufiger NC-beschränkt – nämlich in 38,1 Prozent der Fälle – als Master-Programme (NC-Quote 27,7 Prozent).

Auch der Blick auf die Standorte zeigt teils enorme Unterschiede. Das CHE wertet in seinem NC-Check alle Hochschulstädte mit mindestens 17.000 Studierenden aus.

So sind die NC-Quoten in NRW-Hochschul-Städten

  • Wer beispielsweise in Köln studieren will, braucht bei 59 Prozent der Studiengänge einen bestimmten Abi-Schnitt. Betrachtet man dort nur die Unis, sind sogar 80 Prozent zulassungsbeschränkt.
  • Besonders hohe NC-Quoten wurden auch in Bad Honnef (44 Prozent) und Bochum (42 Prozent) festgestellt.
  • Hochschulstädte wie Essen , Münster, Düsseldorf und Bielefeld liegen mit Werten um die 33 Prozent im Landesdurchschnitt.
  • Ganz anders die Situation in Paderborn: Dort ist nur jeder zehnte Studiengang mit einem NC belegt.
  • Auch in Wuppertal ist die NC-Quote mit 13 Prozent besonders niedrig, unterdurchschnittlich ebenfalls in Duisburg (21 Prozent), Dortmund (24 Prozent), Siegen (26 Prozent) und Bonn (29 Prozent).

Große Unterschiede in Sachen NC auch zwischen den Ländern

Auch zwischen den Bundesländern gibt es teils erhebliche Unterschiede: So müssen Studienanwärter in Berlin, dem Saarland oder Hamburg in zwei Drittel aller Fächer einen festgelegten Abiturschnitt vorweisen. In Thüringen oder Mecklenburg gilt das nur für ein knappes Fünftel aller Studiengänge.

„Es lohnt sich für Studieninteressierte immer, den Blick über den Tellerrand beziehungsweise die Grenze des Bundeslandes zu weiten“, so Studienautor Cort-Denis Hachmeister. Oft gebe es gleichwertige Alternativen ohne Numerus Clausus sogar an benachbarten Hochschulen.

Die Experten vom CHE werten die Ergebnisse ihrer Studie positiv: „Viele Studieninteressierte haben in diesem Jahr unter den außergewöhnlichen Abiturbedingungen angesichts von Corona gelitten. Dass auch in diesem Jahr für knapp 60 Prozent aller Studiengänge die Abiturnote keine Rolle spielt, ist da sicher eine gute und beruhigende Nachricht“, sagt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. In den bei Erstsemestern beliebten Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen sei die Quote zulassungsbeschränkter Studienangebote im Vergleich zum Vorjahr gesunken – auch das ein positives Ergebnis.

Was bedeutet NC?

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„Numerus clausus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet übersetzt so viel wie „beschränkte Anzahl“. Heißt: Ist ein Fach mit einem Numerus Clausus belegt, dann ist die Zahl der Studienplätze begrenzt. Die Hochschulen vergeben diese aufgrund verschiedener Kriterien, darunter die Abiturnote und die Zahl der Wartesemester. NC-Werte werden aber nicht etwa von den Unis fürs Folgesemester festgelegt; vielmehr beschreibt der Wert jenen Abi-Schnitt, mit dem im vorangegangenen Semester der letzte Platz besetzt wurde.

Wie hoch sind die NC-Werte bei den verschiedenen Fächern?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. „Das Zulassungssystem ist so vielfältig geworden“, sagt CHE-Studienautor Cort-Denis Hachmeister, die verschiedenen Kriterien ließen sich schlicht nicht abbilden. Die Abi-Note allein sei meist nicht entscheidend. Für Medizin zum Beispiel werden Studienplätze bundesweit über ein zentrales Portal nach einem Quotenmodell vergeben.

Wo kann ich mich über Zulassungsbeschränkungen informieren?

Es gibt verschiedene Online-Portale, die Durchschnitts-NC-Werte für verschiedene Studiengänge und Standorte abbilden – allerdings ohne Gewähr. Verlässlicher ist der Weg über die einzelnen Hochschulen. Diese listen häufig die Ergebnisse der vergangenen Zulassungsverfahren auf und erläutern genauer, welche Kriterien wie gewichtet werden:

Darüber hinaus bietet der „Hochschulkompass“ der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) einen Überblick über Studiengänge, Standorte und Zulassungsbeschränkungen sowie eine Suchfunktion. Über einen Interessenstest können unentschlossene Abiturienten auch prüfen, welches Fach für sie geeignet sein könnte.

Bis wann muss ich mich um einen Studienplatz bewerben?

Weil die Abiturprüfungen 2020 wegen der Corona-Pandemie verschoben wurden, ist die Bewerbungsfrist verlängert worden: Abiturienten des aktuellen Jahrgangs haben laut Wissenschaftsministerium NRW bis zum 20. August Zeit, sich für ihr Wunschfach zu bewerben. Obacht: Wer das Abi schon im Vorjahr oder früher gemacht hat, hat demnach nur bis zum 25. Juli Zeit. Infos zu den Bewerbungsverfahren und -kriterien gibt’s jeweils auf den Homepages der Unis und Fachhochschulen. (mit dpa)