Düsseldorf. Das Land NRW muss sich zum Schulstart um viele Probleme kümmern. Zu Lehrermangel und alten Gebäuden kommt auch noch die Rückkehr zu G9.

Lehrermangel, Unterrichtsausfall, zu große Klassen, veraltete Gebäude - kurz vor Beginn des neuen Schuljahres sind an den rund 5700 Schulen in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Probleme zu lösen.

Nach sechseinhalb Wochen Ferien beginnt der Unterricht für die meisten der rund 2,5 Millionen Schüler und 198 000 Lehrer in NRW am kommenden Mittwoch. Lediglich die rund 156 200 I-Dötzchen dürfen einen Tag später eingeschult werden. Eltern sollten darauf achten, dass die Schultasche nicht zu voll gepackt wird und ihren Kindern lieber ein vollwertiges Frühstück statt Bargeld mitgeben, rät der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE).

Unterrichtsausfall digital festhalten

Die über 5000 öffentlichen Schulen in NRW müssen von nun an den Unterrichtsausfall digital erfassen. Zu melden sind nicht nur ersatzlos ausgefallene Stunden, sondern auch Vertretungsunterricht, Ausflüge, Projekttage und eigenverantwortliches Arbeiten. Erste Daten sollen noch im Laufe des Schuljahres zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist darüber hinaus ein umfassender Jahresbericht.

Aus Sicht des VBE wird das Messen des Mangels nicht das Problem beheben. Nötig sei wesentlich mehr Personal an den Schulen - darunter auch Sozialarbeiter und Psychologen - und der Abbau der Ungerechtigkeiten in der Lehrerbesoldung, fordert der Verband.

Turbo-Abi abgeschafft

Ganz große Schulreformen stehen erst im übernächsten Schuljahr an, wenn NRW zum neunjährigen Gymnasium (G 9) zurückkehrt und sich vom Turbo-Abitur verabschiedet. Bis Ende dieses Jahres steht den Gymnasien aber noch die Entscheidung frei, am G 8 festzuhalten. Nach bisherigen Umfragen wird das voraussichtlich eine Minderheit von unter zehn Prozent sein.

Für die übrigen beginnen in diesem Schuljahr umfangreiche Vorarbeiten, um das Personal, die Gebäude, Klassenzimmer, Schulmaterial und Lehrpläne fit zu machen für G 9. Schon jetzt ist das Raumangebot vielerorts so knapp, dass Schüler übergangsweise in Containern unterrichtet werden müssen.

Rechtskunde an Grund- und Ganztagsschulen

Zu den kleineren Projekten, die im neuen Schuljahr an den Start gehen, zählt ein Modellvorhaben für Rechtskunde an Grund- und offenen Ganztagsschulen, das in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften angeboten wird.

Der kürzlich veröffentlichte Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft bescheinigte NRW viel Nachholbedarf im Bildungsbereich. Im bundesweiten vergleich landete NRW auf Platz 15 von 16 Ländern. Demnach hinkt NRW unter anderem bei der Digitalisierung hinterher und bei den Betreuungsbedingungen mit zu vielen Schülern pro Lehrkraft. (dpa)