Essen/Köln. Nach einem WDR-Bericht ging der Kölner Bischof zu spät gegen früheren Stadtdechanten vor. Staatsanwaltschaft prüft mehrere Anzeigen gegen Woelki.

Kardinal Rainer Maria Woelki sieht sich mit neuen Vorwürfen zu seinem Umgang mit mutmaßlichen Missbrauchsfällen konfrontiert. Nach einem Bericht des WDR soll der Kölner Erzbischof zu spät disziplinarrechtlich gegen den früheren stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten Pfarrer D. vorgegangen sein, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.

Der Sender bezieht sich auf ein Schreiben an den damaligen Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan. In dem vierseitigen Brief, das dem WDR zugespielt worden sei, habe Woelki vor Jahren detailliert verschiedene sexuelle Übergriffe des Pfarrers gegen Jugendliche geschildert. Woelki habe den Vatikan darin auch um Anweisungen zum weiteren Vorgehen gebeten: „Eminenz, ich bitte Sie freundlich um Weisung, ob und ggf. welche Schritte in dieser Causa nötig sind.“

Späte Beurlaubung des Stadtdechanten

In dem Bericht heißt es unter anderem, Pfarrer D. habe mit minderjährigen jugendlichen Ministranten häufig Saunabesuche unternommen, sie zu alkoholischen Getränken eingeladen und gemeinsam Pornofilme angeschaut. Über eine Antwort des Vatikans ist nichts bekannt. Beobachter erstaunt, dass der Pfarrer offenbar erst Jahre später beurlaubt worden sei.

Der 2017 zum stellvertretenden Düsseldorfer Stadtdechanten ernannte Theologe war 2021 beurlaubt worden. Zudem war ein kirchenrechtliches Verfahren gegen ihn eingeleitet und der Fall an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet worden. Das Erzbistum Köln äußerte sich zu den Vorfällen zunächst nicht.

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Bei der Staatsanwaltschaft Köln gingen in dem Zusammenhang demnach in den vergangenen Tagen zwei Anzeigen gegen Woelki wegen des Verdachts auf Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung ein.

Weitere Anzeigen gegen den Erzbischof

Es wird bezweifelt, dass der Kardinal, wie von ihm behauptet, 2017 die Personalakte des Pfarrers nicht kannte. Bereits im September 2015 sei der Pfarrer vom Interventionsbeauftragten des Erzbistums zu einer Anhörung eingeladen worden. Diese Einladung sei laut WDR auf Anweisung Woelkis erfolgt. Die Staatsanwaltschaft Köln muss nun entscheiden, ob ein Anfangsverdacht gegen den Kardinal vorliegt.

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Dies gilt auch für weitere Anzeigen wegen des Verdachts auf falsche eidesstattliche Versicherungen gegen Woelki, die im September erstattet wurden. Dabei geht es um Woelkis Umgang mit Missbrauchsvorwürfen gegen den 2019 verstorbenen Sternsinger-Präsidenten Winfried Pilz. Auch hier geht es um die Frage, ob der Erzbischof schon früher von den mutmaßlichen Missbrauchstaten erfuhr als er in einer eidesstattlichen Erklärung versichert hat.

Zuletzt hatte das durch die Landesregierung verfügte Aus für die von Woelki forcierte Priesterausbildung an der Kölner Hochschule für Katholische Theologie für Schlagzeilen gesorgt. CHO (mit epd)