Düsseldorf. . NRW-Gesundheitsminister Laumann schätzt, dass im Juli 60 Prozent der Bevölkerung gegen Corona geimpft sein dürften. Bericht zur Corona-Lage.
- NRW-Gesundheitsminister Laumann berichtet vor Landtagsausschuss zur Corona-Lage.
- Land verfügt Lockerungen für Kontaktpersonen von Corona-Infizierten, sofern sie voll geimpft sind.
- Impfstrategie kommt in Fahrt: Ab Juni laut Laumann Priorisierung bei Impfreihenfolge "faktisch" nicht mehr nötig.
- Intensivstationen vor neuem Höchststand an Corona-Patienten.
- NRW laut Gesundheitsministerium "weit von Triage bei Corona-Patienten entfernt".
Angesichts von jetzt mehr als 1,1 Millionen Menschen, die in NRW vollständig gegen das Coronavirus geimpft sind, hat die Landesregierung am Mittwoch Lockerungen bekannt gegeben: Kontaktpersonen von Corona-Infizierten müssen demnach nicht mehr in Quarantäne, sofern sie selbst keine Krankheitssymptome haben. Das gab das NRW-Gesundheitsministerium am Mittwoch bekannt.
Stand Mittwoch haben laut Robert-Koch-Institut (RKI) 1,19 Millionen Menschen in Nordrhein-Westfalen bereits den vollen Impfschutz (6,6 Prozent). In ganz Deutschland sind es 5,65 Millionen Menschen (6,8 Prozent), die zwei Mal geimpft wurden.
Als vollständig gilt der Impfschutz 14 Tage nach Erhalt der zweiten Impfung, wie es bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca notwendig ist. Für den in Kürze auch in NRW erwarteten Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson, bei dem nur eine Impfung nötig ist, gilt die Definition ab dem 15. Tag nach der Impfung, teilte das Gesundheitsministerium mit.
Laumann: Bis Ende Juli 60 Prozent in NRW geimpft
"Wir haben in NRW inzwischen ein gutes Impf-Tempo erreicht", sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch im Gesundheitsausschuss des NRW-Landtags. Die Impstrategie sei das "A und O der Corona-Bekämpfung" sagte Laumann. Nach der Gruppe der 70-Jährigen, unter denen die letzten Jahrgänge jetzt ihren Impftermin machen können, stünden laut Laumann chronisch Kranke als nächste Impfgruppe an. "Wir wissen jedoch nicht, wieviele Personen das in NRW betrifft".
Ab Juni werden laut Laumann auch Betriebsärzte in die Corona-Impfung mit einbezogen. Die Priorisierung würden dann "faktisch nicht mehr greifen", sagte Laumann. Der Minister erklärte, „wir können es schon schaffen, dass wir bis Juli 60 Prozent der nordrhein-westfälischen Bevölkerung impfen können.“ Im Mai sei die Menge an Impfstoffen zwar noch begrenzt, aber im Juni werde man aber über „erhebliche Impfstoffmengen verfügen.“
Arbeitgeber: Pflicht zu Coronatest-Angebot für Grenzeinpendler aus Hochinzidenz-Gebieten
Änderungen gibt es auch in punkto Corona-Schnelltests für Grenzeinpendler. Arbeitgeber in NRW sind ab sofort verpflichtet, Beschäftigten, die in Hochinzidenzgebieten leben wie etwa in den Niederlanden, mindestens zwei Schnell- oder Selbsttests pro Woche an zubieten und die Kosten dafür zu tragen, teilte das NRW-Gesundheitsministerium mit. "Diese Änderung erfolgt im Vorgriff auf eine in den nächsten Tagen erfolgende Änderung der Corona-Arbeitsschutzverordnung des Bundes, nach der dann Arbeitgeber allen in Präsenz tätigen Arbeitnehmern zwei Tests pro Wochen anbieten müssen", berichtete das Ministerium.
Zur Teststrategie mit kostenlosen Bürgertests sagte der Minister, inzwischen seien 2,3 Millionen Menschen in NRW getestet worden, bei etwa 34.400 Personen sei dabei eine Corona-Infektion nachgewiesen worden. Die Zahl der Tests wird laut Laumann ab Ende April nochmal erheblich steigen, wenn Arbeitgeber Beschäftigten Coronatests bereitstellen müssen; Laut Laumann betreffe das etwa 10 Millionen Beschäftigte in NRW, die künftig wöchentlich Anspruch auf Coronatests durch ihren Arbeitgeber haben.
Die Sieben-Tages-Inzidenz ist den Daten des Robert-Koch-Instituts am Mittwoch in NRW auf 170,5 gestiegen und liegt nun zehn Punkte höher als der Bundesdurchschnitt, nachdem NRW in der vergangenen Woche noch lange unter dem Bundesdurchschnitt lag. Über 6000 Neuinfektionen waren an diesem Dienstag laut RKI in NRW registriert worden, das waren etwa 1600 Neuinfektionen mehr als am Mittwoch vergangener Woche. Allerdings gab es seit Montag eine Netzwerkstörung in NRW, durch die es auch zu Lücken bei den Meldedaten zur Corona-Pandemie gekommen war und entsprechenden späteren Nachmeldungen. Am Mittwoch teilte der Landesbetrieb IT NRW mit, die Störung sei behoben.
Zahl der Corona-Patienten steht vor neuem Höchststand in NRW
Die Belegung der Intensivstationen in Nordrhein-Westfalen mit Corona-Patienten nähert sich weiter dem bisherigen Höchststand in der Pandemie an. Nach dem Überblick der Landesregierung zur Corona-Lage werden mit Stand Mittwoch landesweit aktuell 1043 Covid-19-Erkrankte auf den Intensivstationen behandelt. Das sind 10 mehr als am Dienstag und 42 mehr als am Montag. Der bisherige Höchststand in der Pandemie lag landesweit bei 1165 Intensivpatienten Ende Dezember. Die Gesamtzahl aller Corona-Patienten in den Krankenhäusern von NRW ging in Tagesfrist um 33 auf 3842 zurück, davon müssen 760 künstlich beatmet werden. Der bisherige Höchststand in der Pandemie war Ende Dezember mit gut 6000.
Bisher keine Triage bei Corona-Patienten in NRW
"NRW ist weit von einer Triage-Situation entfernt", teilte Dr. Edmund Heller auf eine dringliche Anfrage aus der Grünen-Franktion im Landtag NRW mit, Staatssekretär im NRW-Gesundheitsministerium. "Kein Covid-19-Patienten in NRW muss Angst davor haben, dass er nicht künstlich beatmet werden kann". Stand Mittwoch seien 723 Intensivbetten in NRW noch frei, sagte Heller. Kliniken in NRW müssen unter anderem mindestens zehn Prozent an Intensivkapazitäten in Reserve halten, erklärte Heller.
Regionale Engpässe gibt es aktuell etwa in Köln oder Hagen, sagte Heller. Erkrankte, die dort hinzukämen, würden an andere Kliniken in NRW verteilt. Die Verteilung läuft laut Heller über eine Einheit beim jeweiligen Corona-Krisenstab der fünf Bezirkregierungen.
"Wir kommen mit der bisherigen Planung noch gut über die Runden", auch schwere Operationen anderer Erkankungen wie etwa Krebs, seien nach wie vor möglich, führte Gesundheitsminister Laumann aus. Die Krankenhäuser in NRW hätten laut Laumann "den Sommer genutzt, um Personal aus anderen Bereichen für die Intensivmedizin zu qualifizieren." Die laut Laumann inzwischen abgeschlossene "Durchimpfung" des Krankenhauspersonals in NRW führe zudem dazu, dass Personal-Engpässe im Vergleich zur Lage in der ersten Welle vor einem Jahr jetzt nicht mehr in dem Ausmaß zu erwarten seien. Dabei werde auch helfen, dass vollständig Geimpfte jetzt nicht mehr zwingend in Quarantäne gehen müssten, wenn sie Kontaktperson eines Infizierten sind jedoch selbst keine Krankheitssymptome zeigen.
(dae/mit dpa)
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