Düsseldorf. Apotheker und Mediziner sind sauer auf die Bundesregierung. An diesem Mittwoch wird protestiert. Was Kunden und Patienten jetzt wissen müssen.
-- Wer einen Arztbesuch plant, ein Rezept einlösen oder eine Arznei kaufen möchte, könnte am heutigen Mittwoch Probleme haben.
-- Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte protestieren einen Tag lang gegen Unterfinanzierung, gegen Lieferengpässe bei Medikamenten und für bessere Arbeitsbedingungen.
-- Die meisten Apotheken im Land bleiben daher zu, auch viele Praxen schränken ihr Angebot stark ein.
Wegen eines Protestaufrufs zahlreicher Apotheker- und Medizinerverbände bleiben in NRW am Mittwoch, 15. November, die meisten Apotheken geschlossen. Patientinnen und Patienten müssen außerdem damit rechnen, dass viele Hausarzt-, Zahnarzt- und weitere Facharztpraxen sowie Psychotherapeuten telefonisch nicht erreichbar sein werden oder womöglich sogar schließen.
Protesttag der Apotheken und Praxen: "Sehr hohe Streikbereitschaft"
„In den Ländern, in denen zum Protest aufgerufen wird – NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland – gibt es rund 6000 Apotheken. Wir gehen von einer sehr hohen Streikbereitschaft aus“, sagte Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, am Dienstag. In diesen Ländern sollen am Mittwoch insgesamt nur rund 500 Notdienst-Apotheken geöffnet bleiben.
Ein breites Mediziner-Aktionsbündnis „Praxenkollaps“ startet zeitgleich auch in NRW eine Protestaktion „Lauterbach steht auf der Leitung“. Das bedeutet, dass am Mittwoch die Telefone und die digitale Kontaktaufnahme in vielen Arztpraxen „verwaist“ sein werden, erklärte Dr. Frank Bergmann, Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. „Die teilnehmenden Praxen werden zwar für Menschen, die ein gesundheitliches Problem haben, geöffnet sein, aber Patienten können keine Termine vereinbaren“, so Bergmann.
Protesttag der Apotheken und Praxen: Vielerorts nur Notfallversorgung
Die Hausärzteverbände Nordrhein und Westfalen-Lippe rufen sogar dazu auf, die Praxen am Mittwoch ab 10 Uhr zu schließen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen dann an „Online-Fortbildungen“ teilnehmen. Eine Notfallversorgung sei aber sichergestellt, heißt es.
Zu einer zentralen Kundgebung am Mittag in Dortmund werden tausende Apothekerinnen und Apotheker sowie Ärztinnen und Ärzte aus NRW, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen erwartet.
Protesttag der Apotheken und Praxen: Hier ist der Weg zum Notdienst
Durchgängig erreichbar ist am Mittwoch der ärztliche Bereitschaftsdienst unter der Nummer 116 117. Informationen, welche Apotheke Notdienst hat, gibt es darüber hinaus auf www.aponet.de und über die kostenfreie Festnetznummer 0800 00 22 8 33.
Adressat des Protests ist die Bundesregierung und besonders Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dem die Apotheker und Mediziner eine „eklatante Unterfinanzierung“ vorwerfen.
Protesttag der Apotheken und Praxen: Es geht um die wohnortnahe Versorgung
„Die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung durch Arztpraxen und Apotheken ist in akuter Gefahr“, sagte Dr. Frank Bergmann. Budget-Deckelungen, Kostensteigerungen durch Inflation und steigende Gehälter sowie eine überbordende Bürokratie stürzten viele Praxen in Existenznöte.
Auch die Apotheken stünden laut Thomas Preis wegen unzureichender Honorare und Vergütungen unter einem enormen Druck. Lieferengpässe bei Medikamenten verursachten zusätzliche Kosten. Die Zahl der Apotheken in NRW sinke rasant – von etwa 5200 im Jahr 1990 auf voraussichtlich weniger als 3700 zum Jahresende 2023. Jede zehnte Apotheke in NRW sei akut von der Schließung bedroht, so Preis.
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