Düsseldorf. Nicht nur Pflegebedürftige sind von Armut bedroht. Auch pflegende Angehörige tappen in die Armutsfalle. Was laut Sozialverband helfen könnte.

Immer mehr Pflegebedürftige und pflegende Angehörige in Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Sozialverbandes VdK von Armut bedroht. Es gebe inzwischen gleich zwei Armutsfallen, erklärte der VdK-Landesvorsitzende Horst Vöge am Donnerstag in Düsseldorf.

Zum einen seien immer mehr Pflegebedürftige von Sozialhilfe abhängig, da der Eigenanteil an den Heimkosten seit Jahren steige. Aktuell liegen die Preise in NRW bei bis zu 2900 Euro pro Monat. Die erhöhten Sozialhilfeausgaben seien auch für Kommunen „eine zusätzliche Belastung in Milliardenhöhe“, warnte Vöge.

Häusliche Pflege in NRW: Jeder fünfte pflegende Angehörige von Armut bedroht

Auch interessant

Aber auch jeder fünfte pflegende Angehörige tappe mittlerweile in eine Armutsfalle. Die Pflegezeit führe zu einer Rentenlücke. Zudem gehe sie mit einer Gehaltsminderung einher, sobald Angehörige wieder in ihren Beruf zurückkehrten.

Lesen Sie auch:Teure Pflege in NRW - was Betroffene tun können

Laut Sozialverband werden etwa eine Million Menschen in NRW von ihren Angehörigen zuhause versorgt, das sind 85 Prozent aller Pflegebedürftigen. In den allermeisten Fällen geben einer VdK-Umfrage zufolge Frauen für die Pflegearbeit ihre Jobs auf.

Sozialverband fordert Pflegegipfel, Pflegevollversicherung und Rechtsanspruch

Der Sozialverband forderte Landessozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) dazu auf, regelmäßig zu Gipfelgesprächen über die häusliche Pflege einzuladen. „Wir fordern eine steuerfinanzierte Pflegevollversicherung – und Laumann muss einen Pflegegipfel einberufen. Er sagt zwar immer, dafür sei der Bund zuständig. Aber wir finden, das liegt auch in seiner Verantwortung“, kritisierte Vöge.

Er sprach sich außerdem für einen Rechtsanspruch auf Tages- und Kurzzeitpflege aus. Zudem brauche es mehr Plätze in der Kurzzeit- und Tagespflege in NRW.

SPD-Landtagsfraktion spricht sich auch für Pflegegipfel aus

Zuspruch bekam der Sozialverband von der SPD-Opposition im Landtag. „In der Pflege in NRW brennt es lichterloh. Niemals darf die Pflege in den eigenen vier Wänden zur Armutsfalle werden“, so der gesundheitspolitische Sprecher, Thorsten Klute.

Auch SPD-Fraktionsvize Lisa-Kristin Kapteinat monierte: „Minister Laumann hat für einen Pflegegipfel gleich an den Bund verwiesen – wie immer, wenn es um handfeste politische Arbeit geht. Doch ganz offenbar gibt es ja einen Bedarf in NRW.“

Pflegebedürftige in NRW: Zahl steigt seit Jahren rasant

Auch interessant

Die Zahl der Pflegebedürftigen im Land steigt rasant. 2021 gab es knapp 1,2 Millionen pflegebedürftige Menschen in NRW. Bis 2050 dürfte die Zahl um etwa 30 Prozent auf 1,6 Millionen Personen ansteigen laut Statistischem Landesamt. Zum Vergleich: 2013 gab es noch etwa 580.000 Pflegebedürftige.

Der Sozialverband forderte außerdem mehr Beratungsstellen. Viele Betroffene würden ihre Rechte und Leistungsansprüche nicht kennen. Die Anträge seien teilweise sehr kompliziert. Vöge erklärte, in manchen Kommunen gebe es eine qualitativ hochwertige Beratung. In anderen hingegen nur eine Hotline, die an die Pflegekasse oder an Wohlfahrtsverbände verweise.