Düsseldorf. Der jüngste Regen hat geholfen. Doch die zuständige Ministerin mahnt zur Wachsamkeit. Wie NRW Waldbränden besser vorbeugen will.
Wenn es gut läuft in der Waldbrandsaison 2023, dann bekommt den neuen Star der nordrhein-westfälischen Feuerbekämpfung weiterhin niemand zu sehen. Der Landesforstbetrieb verwahrt den „Fire Fighter“ bislang in Neheim im Hochsauerlandkreis und hofft, dass er vorerst zu keinem Löscheinsatz ausrücken muss.
Es handelt sich um einen 120.000 Euro teuren Aufsatz für herkömmliche Forstfahrzeuge, der 10.000 Liter Wasser fassen und bis zu 47 Meter weit schießen kann. Binnen sieben Minuten kann er sich an jedem Löschwasserteich vollsaugen. Wenn es irgendwo in den NRW-Wäldern brennt, soll der neue „Fire Fighter“ landesweit innerhalb von sechs Stunden der örtlichen Feuerwehr zu Diensten sein.
Ab der Waldbrandwarnstufe 4 halten sich drei „Fire Fighter“-Spezialisten bereit zum Ausrücken in unwegsames Gelände. Am Donnerstag zeigten jedoch lediglich sieben Waldgebiete im Rheinland die Warnstufe 3, der Rest lag bei 2 oder 1 – also einem vergleichsweise geringen Brandrisiko. „Auch dank der Witterung haben wir in Nordrhein-Westfalen die Waldbrandgefahr derzeit im Griff. Das kann sich leider jederzeit ändern. Unsere Forstfachleute und die Feuerwehren sind sehr wachsam“, sagte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) unserer Redaktion.
Im vergangenen Jahr gab es in NRW über 200 Waldbrände
Ist das nur die Ruhe vor dem nächsten Feuer? Die Fernsehbilder von verheerenden Waldbränden in anderen Ländern lassen die Experten sorgenvoll die Gefahrenkarten des deutschen Wetterdienstes studieren. Der Klimawandel hat die Wälder anfälliger gemacht – trockene Böden und Borkenkäfer-Totholz erhöhen das Brandrisiko erheblich. Dank der jüngsten Regenfälle wird die Lage für die nächsten Tage in NRW zwar als beherrschbar eingestuft. Doch den Forstleuten ist noch das vergangene Jahr in unguter Erinnerung. 2022 gab es in NRW über 200 Waldbrände – mit teilweise verheerenden ökologischen und ökonomischen Folgen. Ein Hektar abgebrannter Kiefernwald kostet 10.000 Euro; die Wiederaufforstung ist da noch nicht eingerechnet.
Die Landesregierung hat sich im vergangenen Jahr ein neues Waldbrandvorbeugekonzept gegeben. Die Regionalforstämter stimmen seither mit den Kreisfeuerwehren ab, welche Maßnahmen konkret vor Ort notwendig sind. „Etwa wo Löschteiche saniert oder neu angelegt werden müssen oder wo Stellplätze für transportable Container für Wasser der Feuerwehren strategisch errichtet werden“, erklärt das Landwirtschaftsministerium. Zufahrten und Rangierflächen für Einsatzfahrzeugen sind ebenso ein Dauerthema.
Bringen Rauchmelder über den Baumwipfeln etwas?
Auch die Überwachung soll verbessert werden. Eine Technik, die seit Jahren in anderen Bundesländern erprobt ist, könnte auch in NRW zunehmend Einzug halten: Sensoren, die auf Türmen oder Funkmasten oberhalb der Baumwipfel eine mögliche Rauchentwicklung messen. Wenn irgendwo ein Feuer ausbricht, kann der Flächenbrand möglicherweise verhindert werden.
Kritiker bemängeln, dass die Waldbrandvorsorge des Landes weite Teile des Bestandes gar nicht erfasse. In NRW befinden sich schließlich rund 65 Prozent der Waldfläche in Privatbesitz – so viel wie in keinem anderen Bundesland. Teure und mitunter aufwändige Schutzmaßnahmen würden hier nicht mit dem nötigen staatlichen Druck durchgesetzt, heißt es immer wieder. Ministerin Gorißen widerspricht: „Die Waldbrandvorsorge ist im Privatwaldbesitz allerdings abhängig von der Besitzgröße unterschiedlich leicht umzusetzen“, erklärt ihre Sprecherin. Im Kleinstprivatwald müssten sich etwa verschiedene Eigentümer über die notwendigen Maßnahmen verständigen. Man registriere aber ein „zunehmendes Verständnis“.
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Ein zentraler Punkt bleibt die Öffentlichkeitsarbeit. Mehr als 90 Prozent aller Waldbrände sind menschengemacht. Man werde nicht müde, auf das absolutes Rauch- und Grillverbot hinzuweisen, sagt Gorißen. „Die meisten Brände entstehen durch Unachtsamkeit. Es ist daher wichtig, dass die Menschen sich im Wald vorsichtig bewegen und Brände sofort melden, wenn sie diese vermuten, sehen oder eventuell sogar selbst verursacht haben.“