Essen. Besserverdienende sollen in Zukunft kein Elterngeld mehr bekommen. Es leidet: die Gleichberechtigung, meinen junge Mütter aus NRW.

Die von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) geplante Streichung des Elterngeldes für Besserverdienende sorgt auch in NRW für heftige Diskussionen. „Das Elterngeld zu kürzen, ist das falsche Signal für die Gleichstellung und Gleichberechtigung“, sagt Nicole Krogmann vom Verband deutscher Unternehmerinnen im Ruhrgebiet.

„Auch wenn die Kürzung des Elterngeldes kein wesentlicher Einschnitt für den größten Teil der Bevölkerung ist, benachteiligt es im Endeffekt die Frauen“, so Krogmann. Sie befürchtet, dass die Kürzung dazu führen wird, dass gerade Männer nun keine Elternzeit mehr nehmen.

Essenerin: „Mich nervt, dass immer die Besserverdienenden herangezogen werden“

Um beim Bundeshaushalt für das kommende Jahr zu sparen, plant Paus, das Elterngeld für Besserverdienende zu streichen. Die Jahres-Einkommensgrenze von 300.000 Euro soll halbiert werden. Es würden also nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Einkommen im Jahr verdienen. Aktuell betroffen davon sind laut Paus rund 60.000 Familien.

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So auch Anna Meier (33) und ihr Mann. Ihre richtigen Namen möchten die Eltern einer dreijährigen Tochter aus Essen nicht nennen. „Mich nervt, dass immer die Besserverdienenden herangezogen werden, wenn es um Sparmaßnahmen geht“, sagt Anna Meier. Schließlich habe sie sich ihr Geld hart erarbeitet.

In Zukunft sollen nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Einkommen im Jahr verdienen. Das plant zumindest Bundesfamilienministerin Lisa Paus.
In Zukunft sollen nur noch Paare Elterngeld bekommen, die zusammen nicht mehr als 150.000 Euro zu versteuerndes Einkommen im Jahr verdienen. Das plant zumindest Bundesfamilienministerin Lisa Paus. © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Im Moment arbeitet sie im Personalbereich, erwartet jedoch bald ein zweites Kind. Da ihr Mann besser verdient und weniger Möglichkeiten hat, eine Auszeit zu nehmen, wird Meier in Elternzeit gehen. „Trotz Elternzeit möchte ich selbstständig bleiben und meinen Mann nicht nach Geld fragen müssen“, betont sie. Zudem sei das Elterngeld auch ein Zeichen von Wertschätzung. Schließlich leiste sie zuhause die gleiche wie eine Mutter, die monatlich weniger verdient.

Meiers Ansicht teilen viele Menschen in den sozialen Medien. „Es kann nicht sein, dass man als Besserverdiener bestraft wird“, schreibt eine Nutzerin. Ein anderer kritisiert: „Mit 150.000 Euro ist man längst nicht reich und zahlt überall den Spitzensatz – etwa in der Kita.“

Elterngeld: Nur „Peanuts für die Reichen“

Doch bei einigen stößt der Vorschlag der Ministerin auch auf Zustimmung. Ein Facebook-Nutzer bezeichnet das Kindergeld als „Peanuts für die Reichen“, auf die sie problemlos verzichten könnten. Eine andere ist der Meinung, dass Paare mit solch einem hohen Einkommen nicht auf das Elterngeld angewiesen seien. Besser investiert sei das Geld in die ebenfalls von Ministerin Paus geplante Kindergrundsicherung.

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Verena Schäffer, Vorsitzende der Grünen NRW-Landtagsfraktion verteidigt ihre Parteikollegin Paus im Grundsatz. Sparmaßnahmen, die Familien und Kinder betreffen, seien zwar ein „falsches Signal“. Wegen der geforderten Sparmaßnahmen für den Bundeshaushalt sei es jedoch richtig, „die soziale Ausgewogenheit in den Vordergrund zu stellen“, so Schäffer.

NRW-Ministerpräsident Henrik Wüst (CDU) hingegen hatte bereits die Kürzung als einen „schweren Fehler“ kritisiert. Denn beim Elterngeld zu sparen, schwäche gerade gut ausgebildete Frauen, sagte Wüst dem „Spiegel“. „Sie werden durch die Ampelpläne in neue Abhängigkeiten zum oft besserverdienenden Elternteil gedrängt. Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung diesen Fehler korrigiert.“

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