Düsseldorf. Ministerin Silke Gorißen (CDU) und die Verbraucherzentrale NRW appellieren an die Versorger, Menschen nicht Strom und Gas abzudrehen.

Angesichts der zu erwartenden massiven Preissprünge bei Strom und Gas ab dem 1. Januar 2023 appellieren die Landesregierung und die Verbraucherzentrale NRW an die Versorgungsunternehmen, auf Energiesperren zu verzichten und Bürgern, die ihre Rechnungen nicht bezahlen können, Ratenzahlungen anzubieten.

„Die Energiepreiskrise hat uns fest im Griff“, sagte NRW-Verbraucherschutzministerin Silke Gorißen (CDU) am Donnerstag. „Inzwischen geraten auch immer mehr Haushalte aus der Mittelschicht unter finanziellen Druck.“ Bevor die Entlastungen durch die Strom- und Gaspreisbremse ab März bei den Menschen ankommen, seien diese zunächst gezwungen, „in Vorleistung zu gehen“, so die Ministerin. Nicht alle würden dies „stemmen“ können.

Strom: 70 Prozent der Anbieter erhöhen die Preise

Die Verbraucherzentrale NRW beschreibt eine besorgniserregende Lage: 70 Prozent der Stromanbieter erhöhen zum 1. Januar die Preise erneut, und zwar im Schnitt um 44 Prozent. Der teuerste Anbieter ruft dann 84 Cent für eine Kilowattstunde auf, erklärte Udo Sieverding, Energie-Experte der Verbraucherzentrale NRW. Für einen Haushalt mit einem Verbrauch von 3.000 Kilowattstunden bedeute schon der Durchschnittspreis von 46,5 Cent rund 470 Euro pro Jahr höhere Stromkosten. Die Strompreisbremse wird dies bei 40 Cent deckeln. Praktisch gar nicht profitieren Bezieher von Nachtstrom durch die Preisbremse.

Die 140 Gas-Grundversorger in NRW werden ab Januar im Schnitt 16,24 Cent pro Kilowattstunde verlangen – dreimal mehr als vor der Krise. Hier greift die Preisbremse bei zwölf Cent für 80 Prozent des Erdgasverbrauchs.

Immer mehr Menschen benötigen Rat zum Thema Energie

Der Beratungsbedarf in Energiefragen ist in den 63 örtlichen Verbraucherzentralen regelrecht explodiert. 85.000 Anliegen zählten sie in diesem Jahr, das ist ein Plus von 135 Prozent im Vergleich zu 2021. „Weitere Menschen werden im neuen Jahr an ihre finanziellen Grenzen stoßen“, befürchtet Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale NRW.

Ich appelliere eindringlich an die Versorgungsunternehmen in NRW, in diesem Winter von Energiesperren bei Zahlungsrückständen ausnahmsweise abzusehen“, sagte Silke Gorißen. Den betroffenen Haushalten sollten Alternativen wie zum Beispiel Ratenzahlungen angeboten werden. Dies verschaffe den Menschen zumindest „eine kurze Atempause“.

Verbraucherschützer hoffen auf Druck der Kommunen auf die Versorger

Wolfgang Schuldzinski hofft, dass die Versorger solche Probleme „mit Augenmaß“ lösen. Oftmals stünden die Energieunternehmen unter kommunaler Aufsicht, daher sei die Chance gut, gegebenenfalls aus der Politik vor Ort heraus Druck aufzubauen, um Verbraucher zu schützen. Das funktioniert aber nicht überall.

Wer Fragen hat zum Energiesparen und zu Nebenkostenabrechnungen hat, kann diverse Internet-Ratgeber der Verbraucherzentrale NRW nutzen oder sich direkt an Berater vor Ort wenden. Für ihre Beratungsarbeit zu Energiethemen erhält die Zentrale in den beiden kommenden Jahren mehr Geld vom Land.

Informationen und Beratungsangebote der Verbraucherzentrale NRW zur Energiekrise finden sich hier: https://www.verbraucherzentrale.nrw/energiekrise