Essen. Die Grippewelle und andere Atemwegserkrankungen führen an den NRW-Kliniken zu Personalengpässen. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten am Anschlag.

Wegen einer hohen Anzahl von Krankheitsfällen arbeiten Ärzte und Pflegekräfte in den NRW-Kliniken am Anschlag. Zwar ist die Lage derzeit nicht ganz so dramatisch wie an der Berliner Charité, die bereits alle verschiebbaren Operationen bis Jahresende absagte. Doch auch in Nordrhein-Westfalen ist die Situation äußerst prekär, in den Kinderkliniken sogar „maximal angespannt“.

Neben dem Influenzavirus grassiert nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) das Respiratorische Synzytialvirus (RSV) weiter stark. Das kann vor allem für kleine Kinder und Säuglinge gefährlich sein.

In Einzelfällen kann es zu Verschiebungen von Operationen kommen

Am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) sei die Lage aufgrund der aktuell starken Wellen von Infektionskrankheiten in einigen Bereichen „angespannt“, teilte die Uniklinik der Landeshauptstadt der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit. Die Mitarbeiter an den Krankenhäusern seien auch „nur eine Teilmenge der Bevölkerung, in der vor allem Atemwegsinfektionen gerade viele Menschen betreffen“, erklärte UKD-Sprecher Tobias Pott. Aktuell gebe es in Düsseldorf jedoch keine pauschale Absage planbarer Eingriffe wie es beispielsweise auf dem Höhepunkt der Corona-Pandemie der Fall war. Gleichwohl könne es in Einzelfällen zu Verschiebungen von Operationen und Behandlungen kommen, wenn es bei den hoch spezialisierten Teams einen höheren krankheitsbedingten Personalausfall gäbe, sagte Pott.

Ähnlich sieht es am Universitätsklinikum Köln aus. „Durch einen hohen Krankenstand über alle Berufsgruppen hinweg ist die personelle Situation in vielen Bereichen sehr angespannt“, berichtete Kommunikationschef Timo Mügge. „Daher ist es möglich, dass verschiebbare Eingriffe in Bereichen mit hohen Personalausfallquoten aufgeschoben werden müssen.“ Corona-Infektionen spielten derzeit trotz zuletzt wieder steigender Zahlen „aktuell eine eher untergeordnete Rolle“. Die Mehrzahl der Erkrankungen sind laut Mügge „saisonale Atemwegsinfektionen“.

Besonders die Kinderkliniken sind betroffen

In der Universitätsmedizin Essen, zu der 33 Kliniken mit mehr als 10 000 Beschäftigten zählen, fallen derzeit ebenfalls (noch) keine planbaren Eingriffe aus. Aber: „Bei einer krankheitsbedingten Verschärfung der Situation“ kann ein solcher Schritt nach Angaben des Konzern-Kommunikationsleiters Achim Struchholz auch in der Reviermetropole „nicht ganz ausgeschlossen“ werden. Die personelle Situation sei wegen der hohen Krankheitsquote bei den Beschäftigten „angespannt, aber aktuell noch beherrschbar“, sagte Struchholz.

Besonders betroffen sind wie im ganzen Land auch in NRW die Kinderkliniken. Die Auslastung ist laut Uniklinik Düsseldorf - wie in anderen umliegenden Kinderkliniken und überregional - „deutlich höher als sonst“. Am UKD könne man „die kleinen Patientinnen und Patienten noch versorgen. Die Situation ist allerdings nach wie vor maximal angespannt und es kommt zum Teil zu längeren Wartezeiten“, erläuterte Pott.

Aktuell treffen zwei Erkrankungswellen aufeinander

Zwei Erkrankungswellen treffen derzeit aufeinander: eine RSV-Infektionswelle, die vor allem die ganz Kleinen im ersten Lebensjahr trifft, und eine Grippewelle. Sie mache vor allem den Kindern bis ins Grundschulalter massiv zu schaffen, erläuterte Pott. Die Uniklinik arbeite mit den anderen Düsseldorfer Kinderkliniken und Häusern der ganzen Region zusammen, um die gesamten Bettenkapazitäten für Kinder zu nutzen. Ein Ende der Erkrankungswelle ist laut Pott noch nicht in Sicht: „Ein Höhepunkt der Infektionen mit Influenza und RSV ist aktuell deutschlandweit nicht abzusehen.“ (dpa)