Essen. Seit Wochen haben Apotheken mit Lieferengpässen zu kämpfen, nun steigen auch noch die Preise für Kinder-Antibiotika. NRW-Verbände schlagen Alarm.

Angesichts steigender Preise für Kinderarzneimittel fordern Apothekerverbände in NRW Politik und Krankenkassen zum Handeln auf. Seit Wochen bereiten Lieferengpässe von Kinder-Antibiotika-Säften den Eltern Sorgen. Nun habe ein Hersteller kürzlich seine Preise für verschiedene Antibiotika-Säfte erhöht, heißt es vom Apothekerverband Westfalen-Lippe.

Weil die Krankenkassen die Kosten nur bis zu einer festen Grenze erstatten, müssten Patientinnen und Patienten die Differenz oft aus eigener Tasche zahlen – für einzelne Präparate seien das nun fast vier Euro. „Die Schwierigkeiten werden von Tag zu Tag größer“, sagt Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein. „Die Infektionswelle ist enorm und wir stehen erst am Anfang des Winters.“

Apothekerverband: Krankenkassen sollen Kosten übernehmen

Die Apothekerverbände appellieren deshalb an die Krankenkassen, die Aufzahlungen zu übernehmen. Zudem seien den Kassen Mehrfachvergaben von Rabattverträgen mit mehreren Wirkstoffherstellern vorzuschreiben, sagt Nina Grunsky, Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. Ebenso müsse die Vergütung durch die Kassen gesichert sein, „und zwar ohne Sorge vor Regressen, wenn die Apotheken bei bestehenden Lieferengpässen zum Beispiel paracetamolhaltige Fiebersäfte selbst herstellen“, so Grunsky.

Einige Krankenkassen reagierten bereits: Der AOK-Bundesverband kündigte zum Beispiel an, dass die Kassen bei paracetamol- und ibuprofenhaltigen Fiebersäften für Kinder die Mehrkosten bis kommenden März übernehmen. Laut Thomas Preis könnten aber auch Hersteller verpflichtet werden, Basismedikamente trotz der hohen Produktionspreise herzustellen. Wegen des hohen Kostendrucks bei der Produktion würden sich Hersteller zunehmend zurückziehen oder aber ihre Preise erhöhen, da sie ihre Kosten sonst nicht decken könnten.

Je nach Anbieter müssten Eltern beispielsweise bei einigen Fieberzäpfchen über ein Euro draufzahlen. Bei Paracetamol-Säften liege die Zuzahlung bei rund zwei oder drei Euro, bei Nasentropfen für Babys manchmal sogar bei über drei Euro. „In Zeiten, in denen Eltern unter steigenden Energiekosten leiden, ist die Gefahr groß, dass einige auf die Therapie ihrer Kinder verzichten“, warnt Preis.

Alternativ können Paracetamol- und Ibuprofentabletten laut Beipackzettel schon ab vier Jahren (Paracetamol) oder ab sechs Jahren (Ibuprofen) gegeben werden. Für viele Kinder seien die Tabletten wegen ihrer Größe und des bitteren Geschmacks jedoch schwierig zu schlucken, sagt Preis. Und: Nicht in jedem Fall lasse sich die Tablette auflösen, weshalb die Apotheke vorher dazu beraten soll.