Essen. Bis zu 250 Stellen betroffen. Hochschulen in NRW reagieren mit zahlreichen Maßnahmen auf explodierende Energiekosten und fordern Hilfe vom Land.
Die Hochschulen in NRW kämpfen mit steigenden Energiepreisen und sehen sich zu teils drastischen Sparmaßnahmen gezwungen. Um Kosten zu senken, hat die Ruhr-Uni Bochum jetzt einen Einstellungsstopp verhängt, zudem sollen auslaufende Stellen sechs Monate lang nicht neu besetzt werden. Die Uni geht davon aus, dass bis zu 250 Stellen vorerst nicht nachbesetzt oder neu ausgeschrieben werden.
Dabei handele es sich um eine „kurzfristige und einmalige Maßnahme“, teilt die Ruhr-Uni mit. Betroffen sind Stellen in der Verwaltung und in den „Zentralen Betriebseinheiten“, dazu zählen Bibliotheken, der Botanische Garten, IT-Service und das Zentrum für Wissenschaftsdidaktik. Die Hochschule will insgesamt sieben Millionen Euro einsparen.
Mehr Unterstützung angemahnt
Die zusätzlichen Kosten für Strom und Gas zehren an den finanziellen Reserven der Universität. „Wir müssen momentan davon ausgehen, dass wir die massiven Mehrkosten für Strom und Gas nur zu einem geringen Anteil kompensiert bekommen“, sagte Uni-Kanzlerin Christina Reinhardt mit Blick auf die Strom- und Gaspreisbremse des Bundes sowie den NRW-Nachtragshaushalt für 2022. „Hier bräuchten wir deutlich mehr Unterstützung vom Bund und vom Land“, so Reinhardt.
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Alle Hochschulen in NRW haben sich verpflichtet, ihren Energieverbrauch in der Krise um 20 Prozent zu senken. Auch die TU Dortmund hat daher ein umfangreiches Sparpaket beschlossen. Dabei will die Uni aber „ohne Einsparungen beim Personal“ auskommen. Auch die Universität Duisburg-Essen (UDE) werde nicht beim Personal sparen und setzt auf andere Maßnahmen. „Wir sind optimistisch, die Mehrkosten im Rahmen des bisherigen Haushaltsplans stemmen zu können“, so ein Sprecher der UDE.
Uni benötigt so viel Strom wie 10.000 Haushalte
Die Dortmunder Uni habe mit rund acht Millionen Euro im Jahr vergleichsweise niedrige Energiekosten. Für das Jahr 2022 rechnet die Hochschulleitung aber mit einer Verdoppelung der Aufwendungen, für 2023 sei eine weitere Steigerung zu erwarten. „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir unsere Energie recht günstig über ein eigenes Blockheizkraftwerk erzeugen können“, berichtet die Uni-Sprecherin. Allerdings sei die Hochschule bei der Wärmeerzeugung komplett von Erdgas abhängig.
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Allein die TU Dortmund benötige pro Jahr eine Wärmeenergie, mit der rund 4000 Vier-Personenhaushalte geheizt werden könnten. Der jährliche Strombedarf entspreche dem Durchschnittsverbrauch von rund 10.000 Haushalten. „Die größten Stromfresser sind Server, die Kühlung der Rechenzentren, Labor-Luftabzüge sowie der Elektronenbeschleuniger Delta.“ Auch Ultratiefkühlschränke, die spezielle biologische Proben bei minus 80 Grad konservieren, benötigten viel Energie. Manche Geräte ließen sich schon aus Sicherheitsgründen nicht einfach abschalten, betont die UDE.
Licht aus, Pullover an
Die Hochschulen reagieren mit zahlreichen Einsparmaßnahmen. So werden Öffnungszeiten von Bibliotheken verkürzt, die Temperatur in Hörsälen und Sporthallen heruntergefahren, Computer ausgeschaltet und die Heizung am Wochenende in den Nachtmodus gestellt. An der TU Dortmund sollen in der Woche vor Weihnachten zudem große Vorlesungen nur digital stattfinden, die Weihnachtspause wird bis 6. Januar verlängert. Die Mitarbeitenden sind aufgerufen, Thermostate herunterzudrehen, Licht und Geräte auszuschalten und warme Kleidung zu tragen.
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Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte Anfang November angekündigt, Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen bei der Gas-Soforthilfe sowie bei der Gas- und Strompreisbremse zu berücksichtigen. Konkrete Hilfspakete für die Hochschulen in NRW gebe es laut Landesrektorenkonferenz (LRK) allerdings bislang nicht. „Angesichts der teils enormen Kosten müssen die Unterstützungsangebote noch deutlich ausgeweitet werden“, sagte LRK-Vorsitzender Prof. Johannes Wessels dieser Redaktion. Dazu führe die LRK mit den zuständigen Ministerien in Land und Bund Gespräche.
Land kündigt Nothilfe an
Wichtig sei, dass die ausufernden Kosten den Lehr- und Forschungsbetrieb nicht gefährdeten. Kritische Infrastrukturen wie Labore, Patientenversorgung, Hochwertgeräte, botanische Gebäude, Tierhaltung und Rechenzentren seien daher von den Einsparmaßnahmen nicht betroffen. „Allerdings sind weitere Einschränkungen durch krisenbedingte Sparmaßnahmen für die Zukunft nicht auszuschließen“, so der LRK-Vorsitzende.
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Das NRW-Wissenschaftsministerium macht den Hochschulen Hoffnung auf eine finanzielle Nothilfe in der Energiekrise. „Für die im Jahr 2022 entstandenen Mehrkosten der Hochschulen wird aktuell eine Kostenerstattung durch das Land geprüft“, teilt das Ministerium auf Anfrage mit. Davon werde auch die Ruhr-Uni Bochum profitieren. „Eine Entscheidung hierzu erfolgt kurzfristig.“ Da die Energiekosten voraussichtlich langfristig höher liegen würden als vor dem Ukraine-Krieg, seien auch für 2023 „vergleichbare Hilfen“ durch das Land geplant.
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