Düsseldorf. Vorschlag der Landtagsfraktion: Gemeinsame Bildungskonferenz mit Politik, Eltern, Jugendlichen, Lehrkräften und Forschern.
Die SPD-Landtagsfraktion fordert die schwarz-grüne Landesregierung auf, noch in diesem Jahr eine dauerhafte „Bildungskonferenz“ einzuberufen, um die Missstände in Schulen, Ganztag und in Kitas zu bekämpfen. „Wir sind mitten in einer Bildungskatastrophe und müssen das Bildungssystem komplett auf den Prüfstand stellen“, sagte die schulpolitische Sprecherin der Fraktion, Dilek Engin, am Montag.
Ähnlich wie beim Parteien übergreifenden „Schulfrieden“ in NRW vor zehn Jahren solle die Problemlösung bei einer Bildungskonferenz im Vordergrund stehen. Der Landtag, Lehrkräfte, Eltern, Schülerinnen und Schüler sowie Wissenschaftler sollten gemeinsam um die besten Lösungen für die Bildung im Land ringen, heißt es.
Lehrkräftemangel, schwache Viertklässler und Probleme mit der Integration
Um ihre These, NRW befinde sich in einer Bildungskatastrophe, zu belegen, führen die Sozialdemokraten unter anderem den Mangel an pädagogischem Personal in Schulen und in der Ganztagsbetreuung, die Besorgnis erregenden Befunde des jüngsten „IQB-Bildungstrends“ bei Viertklässlern, die Probleme bei der Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine und die im Vergleich zu anderen Ländern unterdurchschnittlichen Ausgaben für die Bildung an.
Hierzulande seien zuletzt fast 7000 Lehrkräftestellen unbesetzt geblieben. Bis zum Jahr 2025 fehlten allein für das Grundschullehramt mehr als 26.000 Absolventinnen und Absolventen. Der im Jahr 2026 beginnende Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschüler treffen auf viel zu wenige Betreuungsplätze und eine dramatische Personallücke.
Taugt Hamburg als Vorbild?
SPD-Fraktionsvize Jochen Ott nannte Hamburg als Vorbild für Reformen. Der Hansestadt sei es laut IQB-Bildungstrend gelungen, die Kernkompetenzen von Jungen und Mädchen in Deutsch und Mathematik in den vergangenen zehn Jahren zu verbessern. „Sie haben in Hamburg für eine konsequente Ganztagsbetreuung und für einen scharfen Schulsozialindex gesorgt. Grundschulen in Brennpunkt haben in Hamburg deutlich kleinere Klassen als bei uns in NRW“, sagte Ott. Es sei zwar teuer, diesen Weg zu beschreiten, aber wenn Bildung der einzige sichere Rohstoff in Deutschland sei, dann müsse in sie mehr Geld investiert werden.
Zu den Vorschlägen, mit denen die SPD in eine Bildungskonferenz gehen würde, zählen die „Entschlackung“ von Lerninhalten, eine verbesserte Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer sowie das Rekrutieren von Lehrkräften unter Hochschul-Absolventen, die nur ein Fach studiert haben. Die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (Fachhochschulen) könnten künftig ebenfalls als „Reservoir für zukünftige Lehrkräfte“ genutzt werden, sagte Ott.
NRW-Regierung hat das Personalproblem auf dem Schirm
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hatte zuletzt im Schulausschuss beteuert, das Land unternehme alles, um die vielen freien Lehrerstellen zügig mit Fachkräften zu besetzen. Dieses Thema genieße absolute Priorität.