Düsseldorf. Die Unis und Fachhochschulen in NRW senken im Winter freiwillig ihren Gasverbrauch um 20 Prozent. Sorge vor Corona begleitet den Semesterstart.

Trotz der zunehmenden Energieprobleme und den Unwägbarkeiten der Pandemie streben die Hochschulen in NRW zum Winter einen normalen Lehrbetrieb an. „Es ist uns extrem wichtig, weiter in Präsenz zu bleiben. Wir merken, dass viele junge Menschen aus dem Takt geraten sind. Das klassische Ankommen im ersten Semester, das gegenseitige Kennenlernen in der Cafeteria hat vielen gefehlt“, sagte Prof. Bernd Kriegesmann, Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz der Fachhochschulen, am Dienstag im Landtag.

„Damit ein Präsenzsemester möglich ist, müssen die Hochschulen selbstverständlich einen signifikanten Beitrag zum Energiesparen leisten“, sagte NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU). Unis und Fachhochschulen sowie die Musik- und Kunsthochschulen hätten sich gegenüber dem Land freiwillig dazu verpflichtet, ihren Gasverbrauch im Winter um mindestens 20 Prozent zu senken. Dies sei ein „starkes Signal gesellschaftlicher Solidarität“, so Brandes.

Raumtemperatur nur noch 19 Grad

Die Raumtemperatur wird daher, wo es möglich ist, um zwei auf 19 Grad gesenkt. „Das allein ermöglicht schon eine Einsparung in Höhe von rund 15 Prozent“, erklärte Prof. Johannes Wessels, Chef der Landesrektorenkonferenz der Universitäten. Hinzu kommen zum Beispiel Sparmaßnahmen bei der Belüftung, energieeffiziente Leuchtmittel, Verzicht auf Warmwasser und die Einschränkung von Öffnungszeiten, zum Beispiel in Bibliotheken.

Der Spagat zwischen Energiesparen und Infektionsschutz dürfte die Unis und FHs allerdings vor Probleme stellen, obwohl die Pandemielage laut Ina Brandes derzeit keinen Grund dazu gebe, an einem Präsenzsemester zu zweifeln. Prof. Thomas Grosse, Chef der Rektorenkonferenz der Musik- und Kunsthochschulen gab zu bedenken: „Wir müssen auf eine enorm hohe Corona-Disziplin setzen. Denn ich kann nicht einen Hörsaal auf Abluft stellen, um Viren aus dem Raum zu befördern und gleichzeitig Energie sparen.“

Nachfrage nach "MINT"-Fächern sinkt weiter

Sorgen bereitet den Hochschulrektoren zudem die sinkende Nachfrage nach naturwissenschaftlichen und technischen Fächern sowie die hohe Zahl der Studienabbrecher in diesen Disziplinen. Besonders wichtig sei es in diesem Zusammenhang, die Schulen und gerade die Berufskollegs mit gut ausgebildeten Fachlehrern auszustatten. „Wenn Lernende in der Schule nie einen Physiklehrer kennenlernen, dann nützen Angebote wie ,Girl‘s Days‘, bei denen Mädchen für Mathe und Naturwissenschaften begeistert werden sollen, wenig“, warnte Bernd Kriegesmann.

Die Zahl der Studierenden in NRW sinkt zum Wintersemester 2022/23 leicht um 1,5 Prozent auf 745.000. Mit rund 87.000 Personen gibt es auch 2,6 Prozent weniger Erstsemester. Grund zur Sorge ist das aus Sicht der Ministerin und der Rektoren nicht. Der Trend sei zum Teil auf Spätfolgen der Pandemie zurückzuführen. So sei zuletzt der internationale Austausch zurückgegangen.

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