Essen. Wer nach dem 15. Mai in NRW regiert, ist weiter unklar. SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty verkürzt den Abstand zu Amtsinhaber Hendrik Wüst.

Anderthalb Wochen vor der Landtagswahl am 15. Mai zeichnet sich in NRW noch immer keine Klarheit darüber ab, wer künftig das bevölkerungsreichste Bundesland regieren wird. Laut den Ergebnissen des jüngsten NRW-Checks hat die CDU zwar die Chance vergrößert, am Wahlabend als stärkste Partei vom Platz zu gehen. Denn nach Überzeugung der Meinungsforscher des Instituts Forsa ist der nach der Landtagswahl im Saarland Ende März auch in NRW zunächst spürbare Mobilisierungsschub im SPD-Wählerpotential durch die schlechteren Werte der Sozialdemokraten auf Bundesebene wieder verebbt.

Kein Weiterso für Schwarz-Gelb

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Doch nach einem Weiterso für der amtierenden schwarz-gelbe Regierung in Düsseldorf nach dem Wahltag am 15. Mai sieht es derzeit nicht aus. Wenn am kommenden Sonntag Landtagswahl wäre, erhielte die CDU 32 Prozent der Stimmen, die SPD käme auf 28 Prozent. Bei der letzten Befragung Mitte April lagen beide Parteien in einem Kopf-an-Kopf-Rennen noch gleichauf bei 30 Prozent.

Linke bleibt unter der Fünf-Prozent-Hürde

Die Grünen kommen in der aktuellen Umfrage auf 17 Prozent (-1), die FDP auf sieben (-1) und die AfD auf unveränderte sechs Prozent. Die Linkspartei kann einen Prozentpunkt gutmachen, landet mit drei Prozent aber weiter deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde und würde damit erneut den Einzug in den Landtag verpassen. Trotz der vier Prozentpunkte, die die CDU auf die SPD gutmachen kann: Mit diesem Ergebnis wäre die amtierende schwarz-gelbe Koalition in Düsseldorf klar abgewählt.

Kutschaty kann Abstand zu Wüst verkürzen

In der Ministerpräsidentenpräferenz kann SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty den Abstand zu Amtsinhaber Hendrik Wüst (CDU) zudem deutlich verkürzen. Könnten die Wähler den Regierungschef direkt wählen, käme Amtsinhaber Hendrik Wüst (CDU) auf 35 Prozent. Er liegt damit aber nur noch acht Prozentpunkte vor SPD-Herausforderer Thomas Kutschaty, der auf 27 Prozent kommt. Bei der Befragung im März lag Wüst noch 16 Prozentpunkte vor Kutschaty.

Mehr Anhänger mobilisiert

Dass Kutschaty seinen Abstand zu Wüst verringern konnte, liegt nach Auffassung der Meinungsforscher daran, dass sich kurz vor der Wahl sein Rückhalt bei den eigenen Anhängern aber auch bei den Anhängern der Grünen deutlich verbessert hat: Im März hätten sich nur 52 Prozent der SPD-Anhänger und nur 36 Prozent der Anhänger der Grünen für Kutschaty entschieden. Kurz vor der Wahl ist dieser Anteil bei den SPD-Anhängern auf 72 Prozent und bei den Grünen-Anhängern auf 51 Prozent angestiegen.

Wüst liegt in allen Regionen vorn

Der Rückhalt von Wüst bei den CDU-Anhängern ist aber auch kurz vor der Wahl mit 92 Prozent weiterhin deutlich größer als der von Kutschaty bei den Anhängern seiner Partei. Zudem liegt Wüst nach wie vor in allen Regionen des Landes – besonders ausgeprägt im Münster-, Sauer- und Siegerland – sowie bei den über 30-jährigen Wahlberechtigten, den Angestellten, den Beamten und den Selbstständigen vor Kutschaty.

Sichere Energieversorgung wichtigstes Thema

Bei der Einschätzung der politischen Kompetenz der Parteien hat sich der Wert der CDU kurz vor der Wahl im Vergleich zum März nicht verändert: 21 Prozent trauen der Partei zu, mit den Problemen an Rhein und Ruhr am besten fertig zu werden. Der SPD trauen das mit 14 Prozent weniger Wahlberechtigte als im März zu (16 %). Mehr trauen den Grünen (9 %) im Vergleich zum März (7 %), weniger der FDP (3 % im Vergleich zu 5 %) kurz vor der Wahl politische Kompetenz zu.

In der Frage, welche Themen bei der eigenen Wahlentscheidung besonders wichtig sind, nennen die Befragten vor allem die Versorgung mit sicherer und bezahlbarer Energie, die Auswirkungen der Preissteigerungen und der steigenden Inflationsraten sowie die Situation an den Schulen des Landes. Eine vergleichsweise untergeordnete Rolle spielen die Situation am Arbeitsmarkt, die Zuwanderungspolitik und die Bekämpfung der Corona-Pandemie.

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Der NRW-Check ist eine repräsentative Befragung des Forsa-Instituts. Auftraggeber sind 39 Zeitungstitel aus NRW, darunter die WAZ. Die Titel haben insgesamt eine tägliche gedruckte Auflage von rund zwei Millionen Exemplaren und eine durchschnittliche wöchentliche Gesamtreichweite in gedruckten wie digitalen Angeboten von rund 9,8 Millionen Leserinnen und Lesern. Die umfangreiche Befragung findet in vier Teilen statt - nach dem ersten Aufschlag im Dezember 2021 ist dies der vierte Teil.

Für die aktuelle Erhebung sind 2006 nach einem systematischen Zufallsverfahren ausgewählte Wahlberechtigte ab 18 Jahren in Nordrhein-Westfalen befragt worden. Die Umfrage wurde vom 19. bis 26. April 2022 durchgeführt.

Um die Ergebnisse auf die Gesamtheit der wahlberechtigten Bevölkerung in NRW zu übertragen, sind wie bei allen Stichprobenerhebung mögliche Fehlertoleranzen zu berücksichtigen. Im vorliegenden Fall liegt die Fehlertoleranz bei +/- 2,2 Prozentpunkte.