Essen. Das Politisches Forum Ruhr debattiert in der Essener Philharmonie über die Chancen einer Region, die es nicht immer leicht hatte.

„Selbst Ständig Neu Erfinden: Chancen Region Ruhr“: Das Motto des Abends in der Essener Philharmonie klingt wie aus dem Marketing-Baukasten. Stephan Holthoff-Pförtner ist Kind des Reviers und zugleich Jurist genug, um dem Titel des Politischen Forums Ruhr am Montag dann doch etwas mehr Erdung zu geben. „Meister in der Bewältigung wiederkehrender Herausforderungen im Strukturwandel“ sei das Revier, sagt der Chef des Debattenforums, der im Hauptberuf NRW-Europaminister ist. Klingt nach einer Gegend, die Höhen und Tiefen durchlebt hat.

Ministerpräsident Wüst fordert Energiesicherheit

Auch Holthoff-Pförtners Kabinettschef und CDU-Parteifreund, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, knüpft an das Motto des Abends an. Knapp drei Wochen vor der Landtagswahl kann Wüst den Wahlkämpfer dabei kaum abstreifen, enthält sich aber jeglicher direkter Angriffe auf den politischen Gegner. Wüst gibt sich betont sachlich als jemand, der den großen Herausforderungen der Zeit eher mit Pragmatismus als Polemik begegnen will.

Über den Ukraine-Krieg kommt er zur Energiesicherheit und zur Abhängigkeit von der Versorgung mit Gas. „Nirgendwo sonst hängen Arbeitsplätze so sehr von einer sicheren Energieversorgung ab wie in NRW und insbesondere im Ruhrgebiet“, betont Wüst. Zur Energiewende sagt er: „Wir brauchen den ambitionierten Ausbau der Erneuerbaren.“ Die Energiewende bleibe aber ein Versöhnungsprojekt zwischen Klimaschutz und Industrie.

"Das Revier kann Innovationsmotor werden"

Um die Chancen, die sich dem Ruhrgebiet bieten, dreht sich auch die von Jörg Quoos moderierte Podiumsdiskussion. Der Chefredakteur der Zentralredaktion der Funke Mediengruppe in Berlin fragt, was es brauche, damit die Region sich immer wieder neu erfinden könne. „Authentizität“, sagt der neue Rektor der Ruhr-Universität Bochum, Martin Paul. Das Ruhrgebiet müsse niemanden imitieren. „Wir können Innovationsmotor in Deutschland und Europa sein, dieses Potenzial haben wir“, so Paul mit Blick auf die dichte Forschungslandschaft an der Ruhr.

"Aus Chancen müssen auch Erfolge entstehen"

Ute Wolf, Finanzvorstand von Evonik, ruft das Ruhrgebiet auf, „aus seinen Chancen auch Erfolge zu machen“. Dazu brauche es eine starke Industrie und Wirtschaft. Hans-Peter Noll, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zollverein und 2020 Spitzenkandidat der CDU für das Ruhrparlament, beklagt die Imageprobleme der Region: „Dass Menschen hierhin kommen und erstaunt sind, dass bei uns Bäume stehen, das sollte man ändern.“