Essen. Viele Städte in NRW können sich über ein unerwartet hohes Plus bei den Gewerbesteuereinnahmen freuen. Die Unterschiede aber sind groß.

Viele Städte und Gemeinden in NRW konnten für das Jahr 2021 ein unerwartet hohes Plus bei den Gewerbesteuereinnahmen verbuchen. Überraschend dabei: Die Einnahmen im abgelaufenen Jahr liegen im Schnitt sogar noch höher als 2019, dem letzten Jahr vor der Pandemie und übertreffen auch das Niveau der Jahre 2017 und 2018. Zu Beginn der Pandemie hatten sich Städtevertreter dagegen noch besorgt gezeigt, dass die wichtigste Einnahmequelle der Kommunen im Laufe der Pandemie immer mehr austrocknen könnte.

Einnahmen stiegen auf 13 Milliarden Euro

Nach Angaben der Landesstatistikbehörde IT.NRW nahmen alle NRW-Kommunen im vergangenen Jahr rund 13 Milliarden Euro an Gewerbesteuern ein – das sind rund 30 Prozent mehr als 2020, in dem es bei den ertragsabhängigen Steuerzahlungen der Unternehmen pandemiebedingt erdrutschartig abwärts ging. Doch selbst im Vergleich mit 2019 konnten die kommunalen Gewerbesteuereinnahmen an Rhein und Ruhr um 200 Millionen Euro beziehungsweise 4,5 Prozent zulegen. Gegenüber 2017 sind es sogar 500 Millionen (2018: 300 Millionen).

Zwei-Jahres-Vergleich

Profitiert von der Entwicklung in 2021 haben auch die finanziell gebeutelten Städte im Ruhrgebiet. Im Zwei-Jahres-Vergleich ergibt sich jedoch ein gemischtes Bild. Duisburg nahm im vergangenen Jahr 236 Millionen Euro an Gewerbesteuern ein – satte 84 Prozent mehr als 2020. Vor der Pandemie konnte die Stadt Einnahmen von 230 Millionen gutschreiben. Die Einnahmensituation in der drittgrößten Revierstadt hat sich also wieder stabilisiert. Deutlich höher noch sind die Mehreinnahmen gegenüber 2019 in Dortmund (plus 116 Millionen), Bochum (plus 38 Millionen) und Gelsenkirchen (plus 30 Millionen). Essen machten dagegen im Zwei-Jahres-Vergleich einen Verlust von acht Millionen Euro. Mülheim muss ein Minus von zehn Millionen verkraften, Oberhausen muss mit 18 Millionen Euro weniger auskommen als 2019.

Günstige Wirtschaftsstruktur in einigen Städten

Der Steuerzahlerbund NRW erklärt die teils hohen Jahreszuwächse mit Nachzahlungen aus Vorjahren und einer günstigen Wirtschaftsstruktur in manchen Städten. Gerade gewerbesteuerstarke Produktions- und Industriebetriebe seien teils deutlich besser als erwartet durch die Pandemie gekommen, sagte eine BdSt-Experte auf Nachfrage. Die durch die Corona-Maßnahmen besonders in Not geratene Gastronomie sei dagegen ohnehin kein großer Gewerbesteuerzahler.

"Kommunalsteuerparadies" Monheim mit höchstem Pro-Kopf-Wert

Wie ungleich verteilt die Einnahmen aus der Gewerbesteuer unter den 396 NRW-Kommunen sind, zeigt eine andere Zahlenreihe der Statistiker. Gemessen an der Einwohnerzahl nahm Düsseldorf dreimal so viel Gewerbesteuern ein wie das benachbarte Duisburg. Doch selbst die reiche Landeshauptstadt kann nicht mithalten mit dem „Kommunalsteuerparadies“ Monheim. Pro Kopf nahm Düsseldorf 2021 knapp 1600 Euro an Gewerbesteuern ein. Die benachbarte Kleinstadt am Rhein bringt es auf 6340 Euro. Im Ruhrgebiet schaffte dagegen nur Dortmund als einzige Großstadt den Sprung über den Pro-Kopf-Landesdurchschnitt von 744 Euro.