Düsseldorf. Ursula Heinen-Esser (CDU) entschuldigt sich für ihr Verhalten während der Flut. Ihr Mann habe die Tochter aber nicht betreuen können.
Nach einer Entschuldigung und neuen Informationen von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) über ihren Mallorca-Aufenthalt während der Hochwasserkatastrophe im Sommer 2021 erhöht die Opposition aus SPD und Grünen den Druck auf die Ministerin.
„Sie hatte keinerlei Gespür für die Not der Menschen, und sie verfügt offenbar auch nicht über ein angemessenes Amtsverständnis. Sie muss umgehend zurücktreten“, sagte Stefan Kämmerling, Obmann der SPD im U-Ausschuss „Flutkatastrophe“, am Donnerstag. Die Grünen gehen nicht ganz so hart mit der CDU-Politikerin ins Gericht.
"Ich konnte das meinem 76-jährigen Mann nicht zumuten"
Heinen-Esser steht in der Kritik, weil sie sie während des verheerenden Hochwassers nur kurz in Düsseldorf war und danach wieder für mehrere Tage zurück nach Mallorca reiste. Sie begründete dies mit Betreuungspflichten für ihre damals 15-jährige Tochter, die zusammen mit vier 14- und 15-jährigen Freundinnen und Freunden auf der Baleareninsel geblieben war. Laut ihrer Darstellung habe sie ihre Amtsgeschäfte aus der Zweitwohnung auf Mallorca im Homeoffice wahrgenommen.
Ministerin bittet um Entschuldigung
Gegenüber der „Rheinischen Post“ erklärte die 56-jährige Ministerin jetzt, es sei ihre Verantwortung gewesen, die Kinder zu betreuen und ihre Rückkehr zu organisieren. „Ich konnte das meinem 76-jährigen Mann nicht zumuten. Wir sind dann als Familie am darauffolgenden Wochenende zurückgeflogen“, so die Politikerin. Sie verstehe, dass es als „unsensibel“ empfunden werde, dass sie nach der Flut ein Woche nicht in NRW war und bat um Entschuldigung, dass in diesem Zusammenhang „ein falsches Bild“ entstanden sei.
SPD-Kritik: "Unbegreifliches Verhalten"
„Wenn ich die Ausführungen von Ministerin Heinen-Esser richtig verstehe, dann hat ihr Mann auf Mallorca auf sie gewartet, während sie in den Flieger nach Spanien gestiegen ist. Es gab also offenkundig nicht wirklich zwingend einen Grund dafür, dass sie persönlich auf die Urlaubsinsel zurückkehren musste“, so Kämmerling. Das eine Ministerin in ein Flugzeug steige, um ihren Urlaub fortzusetzen, während in NRW Hochwasser-Geschädigte vor den Trümmern ihrer Existenz standen, sei unbegreiflich. Kämmerling wirft der Ministerin vor, nicht im Homeoffice gewesen zu sein, sondern „wohl doch nur Ferien“ gemacht zu haben.
Norwich Rüße (Grüne) lobt Heinen-Esser zwar dafür, dass sie Fehler eingestehe und sich entschuldige. Er vermisst allerdings Transparenz: „Wir würden uns wünschen, dass die Ministerin ehrlich mit ihrer Mallorca-Reise umgeht und offen über alles informiert.“ Die Demut der Ministerin wirke nicht aufrichtig, weil sie bei der Aufarbeitung der Flutkatastrophe „mit dem Finger auf die vorherige Landes- und die Bundesregierung zeige und es dabei versäume, „die eigenen Versäumnisse aufzuarbeiten“.
Heinen-Esser muss sich nun erneut auf unangenehme Fragen im Landtags-Untersuchungsausschuss zur Aufarbeitung der Flutkatastrophe einstellen.