Düsseldorf. “Wir können nicht mehr“, sagen hunderte Mitarbeiter der NRW-Unikliniken. Sie fordern schnell einen „Tarifvertrag Entlastung“.

Wegen zunehmend „unzumutbarerer“ Arbeitsbedingungen in den sechs NRW-Universitätskliniken erhöhen die Gewerkschaft Verdi und hunderte Beschäftigte dieser Krankenhäuser mit einem „Ultimatum“ den Druck auf Landesregierung. Sie geben der Landespolitik und den Arbeitgebern 100 Tage Zeit, um noch vor der Landtagswahl Mitte Mai einen Tarifvertrag zur Entlastung der Mitarbeiter auszuhandeln. „Das Ultimatum ist ein erneuter deutlicher Notruf der Beschäftigten!“, sagte Verdi-Gesundheitsexpertin Katharina Wesenick am Donnerstag.

Warnung vor Berufsflucht

„Die Landespolitik hat zu lange weggeschaut und steht nun in der Pflicht, die Finanzierung besserer Arbeitsbedingungen sicherzustellen und den Arbeitgeberverband des Landes (AdL) zu Tarifverhandlungen aufzufordern“, erklärte Verdi-Landesleiterin Gabriele Schmidt. Die Uni-Kliniken litten seit Jahren unter massivem Personalmangel. Die „unermesslichen Belastungen“ der Beschäftigten in diesen und anderen Krankenhäusern hätten eine Berufsflucht ausgelöst. Laut der Gewerkschaft Verdi denken vier von zehn Klinik-Mitarbeiter ernsthaft daran, den Beruf zu verlassen. Jeder vierte Auszubildende breche seine Lehre ab.

Der angestrebte „Tarifvertrag Entlastung“ soll die Personalbesetzung in den Kliniken verbindlich regeln, einen angemessenen Freizeitausgleich sicherstellen und die Ausbildungsbedingungen verbessern. Vorbild ist ein Vertrag, der seit 2021 bessere Arbeitsbedingungen an der Berliner Uniklinik Charité sichert. Die Pandemie habe der Öffentlichkeit vor Augen geführt, wie groß die Belastungen für Pfleger und andere Klinik-Beschäftigte seien, so Verdi NRW.

"Die Arbeit laugt einen aus"

„Die Arbeit laugt einen aus. Sie macht mich auf Dauer kaputt“, sagte eine Pflegekraft der Uniklinik Münster, die sich dem Protest angeschlossen hat. Ein Mitarbeiter der Uniklinik Essen sprach von massiver Unzufriedenheit beim Personal und unter den Patienten und drohte im Falle einer Nichtbeachtung des Ultimatums mit Protest, der geeignet sei, „diese Zustände abzuschalten“.

Laut der jüngsten Landesberichterstattung Gesundheitsberufe fehlen in NRW etwa 24.000 Pflegende. Der Fachkräftemangel verschärfe sich unter anderem, weil viele Pflegekräfte bald in Rente gingen oder angesichts des stressigen Berufes und unter dem Eindruck der Belastungen in der Pandemie die Arbeitszeiten reduzierten. Erst am Mittwoch hatte die Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW) auf den „Pandemie-Dauerstress“ des Klinikpersonals hingewiesen.

Sonderzahlung des Landes für die Uni-Kliniken

Die Landesregierung meldete parallel zum Verdi-Protest am Donnerstag, dass sie den Universitätskliniken für die Bewältigung der Corona-Krise rund 194 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stelle.