Düsseldorf. Krankenhausgesellschaft berichtet von vielen Krankschreibungen und Quarantäne-Fälle in Kliniken. DasPersonal stecke im “Dauerstress“.

Die Omikron-Welle erfasst das Krankenhaus-Personal und bedroht zunehmend die Gesundheitsversorgung in NRW. „Im Moment beobachten wir deutlich mehr Krankmeldungen und Quarantäne-Fälle beim Personal“, sagte der neue Präsident der Krankenhausgesellschaft NRW(KGNW), Ingo Morell, am Mittwoch im Landtag.

In manchen Kliniken sei die Lage schon sehr fragil: „Wenn auf Intensivstationen drei oder vier Mitarbeiter ausfallen, dann kann man ganze Schichten nicht mehr bedienen. Dann müssen sie Intensivbetten sperren“, so Morell. Er nannte zwei Gründe für die sich zuspitzende Personalsituation durch Krankheit und Isolation. Zum einen seien die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach zwei Jahren „Pandemie-Dauerstress“ körperlich und psychisch sehr belastet. Zum anderen infiziere sich zum Teil auch vollständig geimpftes Klinikpersonal und müsse in Quarantäne.

Die Impf-Pflicht im Gesundheitswesen ab dem 15. März könnte nach Einschätzung der KGNW für eine weitere Ausdünnung der Personaldecke sorgen. Morell: „Da gibt es einige Mitarbeiter, die sagen: Dann gehe ich halt zur Krankenkasse, da muss ich mich nicht impfen lassen.“ Etwa 95 Prozent des Personals sei aber immunisiert.

Derzeit seien die Auswirkungen von Omikron auf die Arbeitsfähigkeit der Kliniken in NRW zwar noch überschaubar, erklärte der KGNW-Präsident. Man beobachte aber auf den Normalstationen bereits einen leichten Anstieg der Patientenzahlen. „Wir müssen uns bei mehr als 100.000 Infektionen am Tag in Deutschland darauf einstellen, dass sich die Situation in den Krankenhäusern wieder deutlich verschlechtert“, meinte Morell. Experten sagten eine solche Entwicklung für die nächsten zwei bis drei Wochen voraus.

Trotz der immensen Herausforderungen durch die Pandemie und den zunehmenden Druck, die Kliniken zu modernisieren, beklagt die Krankenhausgesellschaft einen schleichenden „Substanzverlust“ der Häuser, bedingt durch eine starke Unterfinanzierung. Laut dem „Investitionsbarometer“ des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung fehlen den NRW-Klinken jedes Jahr 1,23 Milliarden Euro Investitionsmittel für den Substanzerhalt und für die Modernisierung von Gebäuden und Anlagen. Sie seien immer weniger dazu in der Lage, die Finanzierungslücken aus eigener Kraft zu schließen.

Die vom Land NRW im Jahr 2019 bereitgestellten 626 Millionen Euro deckten nur etwa ein Drittel des tatsächlichen Bedarfs der Krankenhäuser von rund 1,85 Milliarden Euro, rechnete Prof. Boris Augurzky vom RWI vor. Die neue Krankenhausplanung, die zur Zusammenlegung zahlreicher Kliniken führen dürfte, verursache absehbar weitere Kosten in Milliardenhöhe.