Düsseldorf. Der Personalmangel in den Pflegeberufen wird immer dramatischer in NRW. Die Regierung will mehr Fachkräfte aus dem Ausland einladen.

"Wir werden für die Pflege auch Zuwanderung brauchen", sagte NRW-Gesundheits- und Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung der "Landesberichterstattung Gesundheitsberufe".

Zwar sei die Nachfrage nach einer Ausbildung in der Pflege in NRW erfreulich groß und nehme sogar zu. Dennoch verschärfe sich der Fachkräftemangel immer mehr, unter anderem, weil viele Pflegekräfte bald in Rente gingen oder angesichts des stressigen Berufes gerade während der Pandemie die Arbeitszeiten reduzierten. Laut der Studie stieg die Anzahl der offenen beziehungsweise zukünftig zu besetzenden Vollzeitstellen von 10.092 im Jahr 2016/2017 auf nunmehr 23.763. Damit habe sich der Mangel an Pflegekräften mehr als verdoppelt. Ein mögliches Gegenmittel ist laut Laumann die Zuwanderung.

"Sie sollten wissen: In NRW freut man sich, dass ihr kommt."

In den letzten Jahren seien in NRW jeweils zwischen 3000 und 3500 Berufsanerkennungen von ausländischen Pflegekräften ausgesprochen worden, so der Minister. Die Anerkennungsverfahren seien erleichtert worden hin zu einer Willkommenskultur. Laumann: "Die Pflegekräfte aus dem Ausland sollten wissen: In NRW freut man sich, dass ihr kommt."

Nun müsse das Land das Thema Zuwanderung und Pflege noch stärker angehen. Experten im Arbeitsministerium beschäftigten sich bereits mit dieser Frage. Ihr Auftrag: "Den Zufluss von ausländischen Pflegekräften so zu organisier, dass sie sich hier gewertschätzt fühlen und eine Chance haben, so zu leben, dass sie auch hierbleiben möchten."

Möglichst größere Gruppen Zuwanderer aus einer Region

Wenn Zugewanderte einzeln in Krankenhäuser arbeiten, seien sie oft einsam und wollten schnell wieder weg. Also müsse man sehen, "dass man größere Gruppen aus einer Region und aus einem Land in bestimmten Regionen konzentrieren kann, damit eine Gemeinschaft entsteht."

Laumann verwies auf die Internationale Arbeitsorganisation ILO und eine Liste von Ländern, die nicht übermäßig unter der Abwanderung von Fachkräften leiden sollen.

Negativbeispiel Rumänien

In Rumänien sei die Lage zum Beispiel ganz anders, so Laumann: "Der Fachkräftemangel im Gesundheitsbereich dort wegen der Abwanderung nach Europa ist für das rumänische Gesundheitssystem ein Super-Gau."

NRW wirbt neben der Zuwanderung auch für eine Ausbildungsgarantie bei den Pflegeberufen und eine gute Ausbildungsvergütung auch für Ergo-, Logo- und Physiotherapeuten.

In der Gesundheits- und Krankenpflege fehlen dem Bericht zufolge rund 13 500 Kräfte - in der Kinderkrankenpflege etwa 1450 und in der Altenpflege rund 8800.

SPD fordert langfristig die 35-Stunden-Woche in der Pflege

Die Opposition warf dem Gesundheitsminister vor, nicht das zu tun, was im Kampf gegen den Fachkräftemangel nötig sei. "Wir wollen attraktive Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen schaffen. Dazu gehört eine Personalbemessung, die am tatsächlichen Bedarf orientiert ist", sagte der Gesundheitsexperte der SPD-Landtagsfraktion, Josef Neumann.

Ein langfristiges Ziel müsse die 35-Stunden-Woche in der Pflege sein. "Denn für uns steht fest: Die massive Arbeitsbelastung für die Beschäftigten ist unhaltbar. Ebenso fordern wir eine bessere Löhne in der Pflege, die der Leistung der Beschäftigen gerecht werden. Nur wenn wir an diesen Stellen ansetzen, können wir dem Fachkräftemangel effektiv begegnen. Von Minister Laumann haben wir dazu viel zu wenig gehört", findet Neumann.