Essen. Für den Umbau der Grundsteuer bleiben den Behörden noch drei Jahre. Doch Wohneigentümer werden schon jetzt zur Mitarbeit aufgefordert.

Millionen NRW-Bürger müssen sich bereits in diesem Jahr mit der eigentlich erst ab 2025 wirksamen Grundsteuerreform auseinandersetzen. Die NRW-Finanzverwaltung informiert seit Anfang des Jahres Grundstückseigentümer, Wohnungs- und Hausbesitzer darüber, dass sie bis spätestens Ende Oktober erstmals eine eigene Steuererklärung für ihre Liegenschaften einreichen müssen. Betroffen sind sowohl private als auch gewerbliche Eigentümer.

Größtes Reformvorhaben in der jüngeren Steuergeschichte

Wegen des zu erwartenden gewaltigen Aufwandes des größten Reformvorhabens in der jüngeren Steuergeschichte schlagen Fachverbände jetzt Alarm. Der Steuerzahlerbund NRW (BdSt) fordert die Finanzverwaltung auf, die Umsetzung der Grundsteuerreform bürgernah zu gestalten. „Oberstes Ziel muss sein, dass die Steuererklärung aus Sicht des Steuerzahlers möglichst einfach und bürokratiearm erfolgen kann“, sagte BdSt-Vorsitzender Rick Steinheuer der WAZ.

Keine Belege in Papierform

Die bei verschiedenen Behörden bereits vorhandenen Daten sollten im Zeitpunkt der Steuererklärung möglichst gebündelt zur Verfügung stehen, so Steinheuer. Die Erklärung sollte überdies in Papierform möglich sein, nicht nur digital. Dies genau aber soll nicht kommen. Die Abgabe von Belegen in Papierform sei im Zusammenhang mit der Grundsteuerreform „grundsätzlich nicht vorgesehen“, teilte das NRW-Finanzministerium auf Anfrage mit. Das Ministerium gelobte aber, die Grundsteuerreform werde bürgerfreundlich umgesetzt und die Betroffenen bei der Übermittlung der Daten unterstützt.

"Das wird manchen überfordern"

Die Deutsche Steuergewerkschaft fürchtet hingegen, dass der durchschnittliche Eigenheim- oder Wohnungsbesitzer bei der Zusammenstellung der erforderlichen Angaben schnell an seine Grenzen geraten könnte. „Nach Durchsicht der ersten Formulare für die Grundsteuererklärung kann ich nur sagen: Das wird manchen überfordern“, so der Landesvorsitzende Manfred Lehmann.

Sechs Millionen Grundstücke allein in NRW

Insgesamt geht es in NRW um rund sechs Millionen Grundstücke, die im Zuge der vom Bundesverfassungsgericht 2018 wegen veralteter Basisdaten verfügten Reform steuerlich neu bewertet werden müssen. Bundesweit sind es rund 35 Millionen Liegenschaften.

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Umstritten ist die Grundsteuerreform in NRW, weil die schwarz-gelbe Landesregierung im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern kein eigenes Reformmodell entwickelt hat, sondern das so genannte Bundesmodell übernimmt. Das ist nach Einschätzung des Steuerzahlerbundes mit enormer Bürokratie verbunden und habe wegen der alle sieben Jahre vorgesehenen Neubewertung der Grundstücke einen eingebauten „Erhöhungsautomatismus“.

Steuerberater sind skeptisch

Steuerberater haben sich skeptisch zur Umsetzung der Grundsteuerreform innerhalb der gesetzten Fristen geäußert. Es sei ihnen „schleierhaft“, wie binnen weniger Monate Millionen Immobilieneinheiten neu bewertet und die Feststellungserklärung eingereicht werden sollen, sagte der Präsident der Bundessteuerberaterkammer, Hartmut Schwab.
Die Grundsteuer muss vom Gebäudebesitzer bezahlt werden, kann aber auf Mieter über die Nebenkosten umgelegt werden.

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