Düsseldorf. Spitzenkandidatin Mona Neubaur hält sich alle Koalitionsoptionen offen. Ihre Partei soll raus aus der grünen Komfortzone.

Sie sind offen für ein Bündnis mit SPD, CDU oder FDP. Und sie wollen auch mit jenen ins Gespräch kommen, die nicht als beste Freunde der Grünen gelten, zum Beispiel konventionelle Landwirte, Vorstände von Konzernen und Betriebsräte von Autoherstellern. Mona Neubaur, Spitzenkandidatin der NRW-Grünen, hat am Dienstag ihre Strategie für den Landtagswahlkampf vorgestellt.

Vor fünf Jahren holten die Grünen nur 6,4 Prozent der Stimmen. Eine Lehre aus der vergeigten Landtagswahl 2017 ist laut Neubaur: „Raus aus dem grünen Komfort“. Das bedeutet, sich nicht nur in Kreisen zu bewegen, die Klima- und Naturschutz immer schon gut fanden.

"Solar" soll Standard werden in NRW

Gleichwohl werde Klimaschutz zur tragenden Säule des Grünen-Wahlkampfes. Mit einem Sofortprogramm soll NRW bis 2040 klimaneutral werden - fünf Jahre früher als im Bund. „Wir machen Solar zum Standard“, kündigte Neubaur an, inklusive Solardachpflicht für gewerbliche Neubauten. Die Verkehrswende müsse her mit neuen Radwegen und „Expressbussen“ für ländliche Regionen. Die maroden Brücken bieten den Grünen Munition für Angriffe auf CDU und FDP.

Dennoch zählen neben der SPD auch Union und Liberale zu den potenziellen Koalitionspartnern. „Es kann für uns keinen Automatismus geben in die eine oder andere Richtung“, so Neubaur.

Ziel: Das historisch beste Wahlergebnis

Die Ziele der Grünen sind nur auf den ersten Blick beeindruckend. „Wir gehen in diesen Wahlkampf nicht, um bequem auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen, sondern mit dem Vorhaben, das historisch allerbeste Wahlergebnis einer Landtagswahl als prägende Kraft in einer nächsten Landesregierung zu erreichen“, erklärt Neubaur.

Das hört sich selbstbewusst an, ist aber eigentlich Ausdruck von Bescheidenheit. Ihr bisher bestes Ergebnis erzielten die Grünen im Jahr 2010 mit 12,1 Prozent. Sollten sie am 15. Mai 13 Prozent erreichen, wäre es angesichts der Entwicklung der Partei schwierig, dies als Sieg zu verkaufen. Die Grünen waren bei der Europa- und der Kommunalwahl viel stärker und zählen mit rund 26.000 etwa doppelt so viele Mitglieder wie vor fünf Jahren.

Will Neubaur Ministerpräsidentin werden?

Kurios ist, wie sich Neubaur ziert, wenn es darum geht, Ansprüche auf das Amt der Ministerpräsidentin anzumelden. Inzwischen lässt sie zwar Ambitionen durchblicken. Aber sie hüllt sie in neblige Sätze ein und nennt sich eine Frau, „die bestätigt ist und sich zutraut, an der Spitze der Grünen in NRW in führende Verantwortung für NRW zu gehen“ Den Verzicht auf die Bezeichnung „Ministerpräsidentinnenkandidatin“ erklärt sie mit einem Zitat, das sich Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann von Erwin Teufel lieh: „Das Amt muss zum Amt kommen, nicht der Mann zum Amt.“

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