Essen. Forscher der Ruhr-Universität wollen untersuchen, welche Folgen die Corona-Krise für die Psyche von Kindern und Jugendlichen hat.

Distanzunterricht, Maskenpflicht, Lernrückstände: In kaum einem anderen Bereich hat die Pandemie so tiefe Spuren hinterlassen wie in der Schule. Millionen Schülerinnen und Schüler befinden sich seit fast zwei Jahren im Ausnahmezustand. Nicht wenige von ihnen kennen einen Schulalltag ohne Pandemiebedingungen gar nicht.

Pilotprojekt

Forscher der Ruhr-Universität Bochum wollen nun untersuchen, welche Folgen die Corona-Krise für die Psyche von Kindern und Jugendlichen hat. In einem Pilotprojekt für siebte und achte Klassen messen Wissenschaftler des Forschungs- und Behandlungszentrums für psychische Gesundheit (FBZ) der psychologischen Fakultät der Ruhr-Uni das Ausmaß psychischer Belastungen für Schüler. Gleichzeitig soll den jungen Menschen konkrete Hilfe angeboten werden.

13 Klassen beteiligen sich

An der bis Ende Februar laufenden Schulstudie nehmen insgesamt 13 Klassen aus drei weiterführenden Bochumer Schulen teil. „Uns interessiert zum einen die gesundheitliche und psychische Befindlichkeit der Kinder und Jugendlichen“, erklärt Studienleiterin Kathrin Schopf. „Zum anderen möchten wir herausfinden, ob die psychische Gesundheit mit Hilfe einer kurzen psychologischen Intervention gestärkt werden kann.“

Tipps, die gegen problematischen Medienkonsum helfen

Dazu bieten geschulte Psychologinnen den Jugendlichen jeweils zweistündige Workshops im Klassenverband an. Die Inhalte richten sich nach Empfehlungen der Wissenschaftsakademie Leopoldina. Schopf: „Es geht darum, den Schülern zu zeigen, wie man das eigene Wohlbefinden und die eigene Stimmung auch in schwierigen Zeiten verbessern kann. Zudem erhalten die Schüler Informationen zu gesunder Ernährung, körperlicher Aktivität und Schlaf sowie Tipps, um problematischen Medienkonsum zu erkennen und gegenzusteuern. Erste Rückmeldungen aus den teilnehmenden Klassen zeigten, dass Schüler und Lehrkräfte die Workshops positiv bewerten.

Auswertung der Daten im März

Voraussichtlich im März soll die Auswertung der Daten vorliegen. Dann sollen auch fundierte Aussagen zur Wirksamkeit der Interventionen möglich sein. Kathrin Schopf hofft, dass sich aus der Studie ein langfristig angelegtes Projekt entwickelt. „Man muss davon ausgehen, dass ein Teil der Jugendlichen auch mittel- und langfristig von Defiziten begleitet wird“, sagt die Forscherin. Die Psychologen setzen auch darauf, dass sich weitere Schulen für das Projekt melden.

Das von Uni-Professorin Silvia Schneider geleitete Forschungs- und Behandlungszentrum für psychische Gesundheit gehört mit über 50 Therapeuten und jährlich rund 3000 Patienten zu den größten Forschungseinrichtungen seiner Art in Deutschland.