Düsseldorf. Autobahn GmbH überprüft vergleichbare Brücken. Arbeitgeber sprechen von einer Katastrophe. Krisengipfel am Montag in Lüdenscheid.
Laut der Autobahn GmbH ist es denkbar, dass andere A45-Brücken in einem ähnlich schlechten Zustand sind wie die gesperrte Brücke bei Lüdenscheid. Die Frage, ob weitere Brücken gesperrt werden müssen, gleiche zwar einer „Kaffeesatzleserei“, sagte ein Sprecher der Autobahngesellschaft des Bundes dieser Redaktion. „Dass eine Durchfahrt für Lkw an anderer Stelle verboten werden muss, kann aber bei der A45 derzeit niemand ausschließen.“
Die Autobahn GmbH hat angeordnet, andere, mit der Talbrücke Rahmede vergleichbare Bauwerke intensiv zu prüfen. Die Hauptprüfungen werden üblicherweise alle sechs Jahre durchgeführt, eine „einfache Prüfung“ alle drei Jahre und eine Kurz-Inspektion einmal im Jahr. Moderne Methoden wie der „Laser-Scan“ ließen detailliertere Prüfungen zu als früher, so der Sprecher. Allein die jetzt gesperrte Brücke beschert Südwestfalen womöglich jahrelang einen Verkehrskollaps, der Auswirkungen auf das ganze Land hat.
Nicht nur die Brücke bei Rahmede wird schlecht benotet
Die gesperrte Talbrücke Rahmede wird von der Autobahn GmbH mit einer 3,0 benotet, die Zustandsnoten reichen von 1 bis 4, wobei die 4 („ungenügend“) nicht zwingend bedeutet, dass die Tragfähigkeit der Brücke beeinträchtigt ist. Ähnlich schlechte Noten haben unter anderen die A45-Brücken Kattenbusch und Bleche. In einer Auflistung des Bundes aus dem Jahr 2018 taucht die Brücke bei Rahmede sogar mit der Note „3,4 bis 4“ auf. Damals hieß es, 198 von 375 Brücken an Fernstraßen in NRW müssten neu gebaut werden.
Die Sperrung der maroden A45-Brücke bei Lüdenscheid trifft nach Ansicht der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein den Lebensnerv der ganzen Region. Für die Wirtschaft in Südwestfalen sei die Sperrung der A45 eine Katastrophe, erklärten die Verbände am Freitag. Sie befürchten, dass es sich nicht um einen Einzelfall handeln könnte. Bei einer Umfrage der Arbeitgeberverbände Siegen-Wittgenstein unter ihren Mitgliedern hätten 83 Prozent auf die Frage mit ja geantwortet, ob sie von den Folgen der Sperrung betroffen seien.
Lüdenscheid fordert mehr Hilfe vom Land
Lüdenscheids Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD), sagte im WDR, er habe sich „stärkere Signale aus Düsseldorf“ gewünscht, zumindest ein Signal „Wir stehen an eurer Seite“. Die Stadt habe selbst kaum Möglichkeiten, dem Verkehrskollaps entgegenzuwirken.
Das NRW-Verkehrsministerium will die Irritationen am Montag bei einem Ortstermin ausräumen. Zu dem „Spitzengespräch“ treffen sich Vertreter der Autobahn GmbH, der Landesregierung, des Märkischen Kreises und der Stadt Lüdenscheid. NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes (CDU) dringt gegenüber dem Bund auf beschleunigte Genehmigungen für den Bau von Ersatzbrücken. (mit dpa)