Essen. Drei Anbieter teilen sich ab Februar das Abellio-Netz in NRW. Im VRR wächst unterdessen der Ärger über die Umstände der Abellio-Krise.
Nach dem Aus des insolvenzbedrohten Regionalbahnbetreibers Abellio Ende Januar werden drei Anbieter die Abellio-Linien weiterführen. Das hat der Vergabe-Ausschuss des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) nach Informationen der WAZ am Donnerstag beschlossen. Demnach übernimmt DB Regio die S-Bahn-Netze Rhein-Ruhr und Rhein-Sieg, das britisch-deutsche Unternehmen National Express führt die zentralen Regionallinien des Rhein-Ruhr-Express (RRX) RE 1 (Aachen-Hamm) und RE 11 (Düsseldorf-Kassel) fort. Das mittelständische Unternehmen Vias Rail aus Düren übernimmt die Niederrheinbahn, die mit dem RE 19 (Düsseldorf-Arnheim) grenzüberschreitenden Verkehr anbietet, und die S 7 (Wuppertal-Solingen).
Job-Garantie für 1080 Beschäftigte
Absegnen müssen die Entscheidung noch die Gremien des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL) und des Nahverkehrs Rheinland (NVR). Da der VRR aber 80 Prozent der bisherigen Abellio-Linien beauftragt hat, gilt die Zustimmung der anderen beiden NRW-Verkehrsverbünde als Formsache.
VRR-Kreise bestätigten am Donnerstag erneut, dass es großzügige Regelung beim Betriebsübergang der 1080 Abellio-Beschäftigten geben soll. Allen Abellio-Mitarbeitern werde ein Job-Angebot gemacht, hieß es aus dem VRR. Auch sollen sie Überstunden und Urlaubspläne beim Unternehmenswechsel mitnehmen können. Zudem ist eine Wechselprämie im Gespräch.
Drohen schlimmstenfalls Zugausfälle?
Damit wollen die Verbünde Sorgen entgegenwirken, die Notvergabe könne aus Personalmangel zu „Ruckeleien“ und schlimmstenfalls zu Zugausfällen im Liniennetz führen. Zuletzt hatte der NRW-Chef des Fahrgastverbandes Pro Bahn, Andreas Schröder, vor solchen Probleme gewarnt. Hintergrund ist der schon jetzt vorherrschenden Engpass beim Zugpersonal. Um Störungen im Fahrplan zu vermeiden, will der VRR offenbar auch mit der Deutschen Bahn über eine befristete Öffnung ihrer Fernzüge für Regionalbahnkunden reden.
Im VRR wächst der Ärger über den niederländischen Staat
Unterdessen wächst im VRR der Ärger über die vor der Pleite stehende Abellio NRW GmbH. Das Unternehmen ist eine mittelbare Tochter der niederländischen Staatsbahn NS. „Abellio hat nicht fair mitgespielt. Es ist total ärgerlich, dass der niederländische Staat als Anteilseigner sich derart aus der Verantwortung schleicht. Das ist mehr als traurig“, sagte Frank Heidenreich, CDU-Fraktionschef im VRR, dieser Redaktion.
Abellio sei offenbar nur daran interessiert gewesen, den deutschen Steuerzahler abzuzocken. „Dass man so mit einem befreundeten Nachbarstaat umgeht, ist ein Zeichen fehlender Solidarität“, betonte der Chef der größten Fraktion im VRR. Bei der Neuvergabe sei es auch darum gegangen, dass die neuen Betreiber zuverlässig seien. „Ein zweites Abellio wollen wir uns nicht ins Boot holen“, betonte Heidenreich.
VRR könnte Werkstätten übernehmen
Das Ausscheiden von Abellio aus dem NRW-Markt kann offenbar auch dazu führen, dass der VRR stärker als bisher ins operative Geschäft eintritt. „Wir sind bereits Eigentümer der Fahrzeuge. Nun sollten wir überlegen, ob wir auch die Abellio-Infrastruktur, vor allem die Werkstätten in Hagen und Duisburg, als Eigentümer übernehmen“, so Heidenreich. Dies müsse allerdings zu „marktkonformen Preisen geschehen“. Hier stehe der künftige Insolvenzverwalter von Abellio in der Verantwortung.