Düsseldorf. Bisher erst 5500 gültige Anträge auf Unterstützung durch den Aufbaufonds von Bund und Ländern. Im Herbst und Winter fehlen Heizungen.
Der Aufbau der von der Hochwasserkatastrophe getroffenen Regionen in NRW dürfte nach Einschätzung von Rathausspitzen noch bis zu zehn Jahre dauern. „Wir sind derzeit noch nicht wirklich im Wiederaufbau“, erkläre Ludger Banken (parteilos), Bürgermeister von Rheinbach, am Mittwoch bei einer ersten Zwischenbilanz der Landesregierung drei Monate nach der Flut. Die Kommunen rufen nach dauerhafter personeller Unterstützung durch das Land und fordern unkomplizierte Baugenehmigungen.
Die Lage bleibt angespannt: Mancherorts funktioniert das Internet noch nicht, Handwerker fehlen, und die Angst vor einem kalten Winter in unbeheizten Bauruinen nimmt zu. In Bad Münstereifel, wo die Altstadt zerstört wurde, „fallen Telefon und Internet immer mal wieder aus“, berichtet Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (CDU). Es fehlten Experten für den Aufbau der Fachwerkhäuser, und die Bahn-Anbindung dürfte erst Ende 2023 wieder funktionieren.
In drei Monaten so viel Müll wie sonst in 27 Jahren
In Eschweiler wurde in drei Monaten eine Müll-Menge abtransportiert, die sonst in 27 Jahren anfällt. Jeder vierte Bürger zählt dort zu den Geschädigten. „Noch immer werden täglich 250 Schülerinnen und Schüler in andere Orte gefahren“, sagte Bürgermeisterin Nadine Leonhardt (SPD).
Laut NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) haben seit dem Start der Förderung vor 30 Tagen rund 5500 Privathaushalte und Wohnungsunternehmen Geld aus dem für NRW 12,3 Milliarden Euro schweren Aufbaufonds online beantragt. Rund 16.000 Betroffene hätten sich bisher registrieren lassen. Das Land rechnet bis zum Sommer 2023 mit bis zu 100.000 Anträgen. 5500 zu diesem Zeitpunkt seien viel, findet Scharrenbach. Kritik an den besonders für Ältere komplizierten Online-Anträgen wies die Ministerin erneut zurück. Dies geschehe in enger Abstimmung mit Rheinland-Pfalz. Online-Anträge könnten schneller und besser bearbeitet werden.
Aufruf an "Senior-Experten" aus der Verwaltung: Helft den Städten!
Schwierig gestaltet sich für die Bürger die Suche nach Handwerkern. Die Kommunen suchen indes händeringend Städtebau- und Stadtplaner. „Diese Experten sind schwer zu finden“, sagte Nadine Leonhardt. NRW will daher einen Aufruf an pensioniertes Verwaltungspersonal richten und sie bitten, vorübergehend in den Dienst zurückzukehren.
Viele Betroffene haben noch keine Heizung. Bei kleinen Anlagen (Radiatoren) gebe es bisher keine Engpass-Meldungen wie zuvor bei Bautrocknern, so Scharrenbach. Die Frage, ob geschädigte Gebäude mit modernen, nachhaltigen Heizungen ausgerüstet werden sollten, sei pauschal nicht zu beantworten. Bei Neubauten mache dies Sinn. Bei Teilzerstörung stehe die Schnelligkeit im Vordergrund. Und nicht in jeder Lage und in jedem Haus seien Photovoltaik oder Wärmepumpen möglich.
Bis zu 15.000 Euro Pauschale für Vereine
Seit Mittwoch können Kommunen sowie Träger von Bildungs-, Kultur- und Sporteinrichtungen - zum Beispiel Kirchen, Vereine und Stiftungen- Geld aus dem Wiederaufbaufonds NRW beantragen. Vereine bekommen für Schäden an ihrem Inventar eine Pauschale von bis zu 15.000 Euro. Das Online-Förderportal ist erreichbar unter www.wiederaufbau.nrw/onlineantrag#login