Essen. Das Geschäftsmodell von Facebook sieht sich schweren Angriffen ausgesetzt. Schon der Aufstieg des Konzerns begann mit einem Skandal.
Der Zusammenbruch von Facebook, Instagram und Whatsapp am Montag konnte deutlicher nicht zeigen, wie abhängig die digitale Gesellschaft und jeder einzelne Nutzer von den Diensten technologischer Giganten wie dem von Mark Zuckerberg sind. Dass zeitgleich die ehemalige Facebook-Mitarbeiterin Frances Haugen vor dem US-Kongress skandalöse Interna des Online-Riesen ausplauderte, gab der Technikpanne eine größere Dimension. Der Welt wurde schlagartig die überdimensionale Macht des Internet-Konzerns vorgeführt.
Haugen kommentierte den sechsstündigen Ausfall kühl: In dieser Zeit sei Facebook „nicht dazu genutzt worden, Spaltungen zu vertiefen, Demokratien zu destabilisieren und junge Mädchen und Frauen sich schlecht fühlen zu lassen“.
Der geheime Algorithmus
Dass der Tech-Konzern einen zu großen Einfluss auf Wirtschaft, Politik und Leben der Menschen hat, wird seit langem beklagt. Doch bisher schien es, als könne kein Skandal dem Internetriesen etwas anhaben. Etwa jener um die britische Beratungsfirma Cambridge Analytica, die persönliche Daten von Millionen Facebook-Nutzern abgreifen und für politische Werbung nutzen konnte. Facebooks Rolle bei der US-Wahl 2016, das Löschen von Trumps Account, die Verbreitung von Fake News und Desinformationen – alle Debatten und Skandale steckte der Konzern weg.
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Doch nach Ansicht von Experten könnten die von der Whistleblowerin Frances Haugen präsentierten Dokumente dem Geschäftsmodell von Facebook doch gefährlich werden. Haugens zentraler Vorwurf: Facebook habe aus internen Studien gewusst, dass ihr soziales Netzwerk „Instagram“ der psychischen Gesundheit von Teenagern schaden und beispielsweise das Risiko von Essstörungen erhöhen könne, aber aus Profitgier nichts dagegen unternommen.
Nutzer werden angestachelt
Als besonders übel erachtet Haugen das „Angagement Based Ranking“. Das sind jene Algorithmen, die auf Basis von Kommentaren, Likes und Weiterverbreitungen darüber entscheiden, wer bei Facebook oder Instagram welche Nachrichten angezeigt bekommt.
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2018 habe der Konzern diesen Algorithmus verändert, um den Verkehr auf den Seiten zu steigern. Das führte nach Ansicht von Experten dazu, dass kontroverse und polarisierende Inhalte prominenter angezeigt werden. Facebooks eigene Forschungen zeigten, „dass es am einfachsten ist, Menschen zu Wut zu inspirieren als zu anderen Emotionen“, sagt Haugen. Würde der Algorithmus verändert, verliere der Konzern Geld.
Dieses Konzept habe wegen der Reichweite der Dienste verheerenden Folgen: „Wenn unsere Umgebung aus Informationen besteht, die polarisieren, die wütend machen, dann führt das zu Vertrauensverlust in unser Gegenüber. Diese Version von Facebook zerreißt unsere Gesellschaft und verursacht Gewalt in der Welt.“ Daher sei Facebook, so Haugen, „nicht kompatibel mit Demokratie“.
Alles begann mit einem Skandal
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Mit einem Skandal begann bereits die beispiellose Facebook-Geschichte: 2003 startete Zuckerberg als Harvard-Student die Bewertungsplattform „Facemash“, auf der die US-Elitestudenten die attraktivsten Kommilitoninnen auswählen konnten. Dazu stellte er Fotos von Studentinnen ohne deren Erlaubnis ins Internet. Es hagelte Proteste, die Seite wurde nach wenigen Tagen von der Uni gesperrt.
Facebook in der heutigen Form besteht seit Frühjahr 2004. Schon im Jahr 2011 zählte die Plattform weltweit über 800 Millionen Mitglieder. Heute sollen es rund drei Milliarden Nutzer sein. Im Jahr 2012 kaufte Zuckerberg den Onlinedienst „Instagram“, den heute rund eine Milliarde Menschen nutzen. Für den Messenger-Dienst „Whatsapp“ blätterte Facebook 2014 insgesamt 19 Milliarden Dollar hin. 15 Milliarden flossen in Form von Aktion. Die restlichen vier Milliarden zahlte Zuckerberg in bar.