Essen/Düsseldorf. Nach der Flutkatastrophe will NRW 12,3 Milliarden Euro über einen Wiederaufbaufond verteilen. Anträge können ab 17. September gestellt werden.

Die NRW-Landesregierung hat den Betroffenen der Flutkatastrophe schnelle und umfassende finanzielle Hilfe in Aussicht gestellt. Anträge können ab Freitag, 17. September, gestellt werden. Für Privatleute, Unternehmer und weitere Geschädigte aus NRW stehen vorläufig 12,3 Milliarden Euro aus dem Wiederaufbaufonds von Bund und Ländern bereit.

„Für Privathaushalte und Wohnungsunternehmen kommt eine Förderung in Höhe von bis zu 80 Prozent des Schadens in Betracht“, sagte NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach. In Ausnahmefällen könnten Bürger sogar mit bis zu 100 Prozent rechnen. Gefördert wird zum Beispiel der Neubau eines Hauses oder die Renovierung. Das Land erwartet bis zu 100.000 Anträge von Privatleuten. Sie dürfen zudem mit einer Pauschale für Schäden an ihrem Hausrat rechnen: Einem Ein-Personen-Haushalt stehen demnach 13.000 Euro zu, in Mehrpersonenhaushalten erhält die erste Person 13.000, Ehegatten oder Lebenspartner 8.500 und jede weitere Person aus diesem Haushalt 3.500 Euro.

50 Prozent der Flutopfer sind nicht gegen Flutschäden versichert

Von der Flut Geschädigte müssen aber berücksichtigen, dass Versicherungsleistungen und Spenden vor der Aufbauhilfe stehen. Es wird also stets zunächst geklärt, ob ein Geschädigter versichert ist. Laut Scharrenbach sind etwa 50 Prozent der Betroffenen nicht gegen Flutschäden versichert. Diese Menschen müssten zwingend ein Schadensgutachten von einem Sachverständigen vorlegen. Dafür seien Anschriften von bundesweit 4700 Sachverständigen hinterlegt. „Wichtig für Privatleute ist: Sie können schon einen Antrag auf Förderung stellen, ohne dass sie die benötigten Dokumente beieinanderhaben“, erklärte die Ministerin. Die Frage, ob es künftig in Deutschland eine Pflichtversicherung für Elementarschäden geben wird, ist laut Landesregierung weiter offen.

Die Flutkatastrophe hat viele Häuser und Wohnungen zerstört. Über einen Wiederaufbaufond will NRW nun weitere Gelder den Geschädigten zugänglich machen.
Die Flutkatastrophe hat viele Häuser und Wohnungen zerstört. Über einen Wiederaufbaufond will NRW nun weitere Gelder den Geschädigten zugänglich machen. © Roberto Pfeil/dpa

Die finanzielle Hilfe könnte zwar schon bald bei den Menschen in NRW ankommen, das heißt aber nicht in jedem Fall, dass die Schäden zügig behoben werden. Es gebe inzwischen überall funktionierende Stromnetze, aber nicht in jedem Haus wieder Stromanschlüsse. „Das hängt zum Teil mit fehlenden Elektrikern und fehlendem Material zusammen“, so Scharrenbach. Ähnlich gelagert seien die Probleme bei Heizungsanlagen. Auch hier fehlten vielerorts Fachkräfte.

NRW-Bank bietet günstige Unternehmenskredite an

Unternehmen, die vom Hochwasser betroffen sind, stehen ebenfalls Hilfsangebote zur Verfügung. Zusätzlich zu den bereitgestellten 33 Millionen Euro Soforthilfe für rund 6600 Betriebe bietet die NRW-Bank günstige Unternehmenskredite an, um Engpässe zu überbrücken. „Für kleine und mittlere Unternehmen gibt es Darlehen von bis zu 100.000 Euro mit einem Tilgungszuschuss von 20 Prozent“, sagte NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).

Informationen zur Aufbauhilfe und einen Link zu Online-Anträgen finden Interessierte online hier. Die Regierung hat zusätzlich ein Servicetelefon „Wiederaufbau NRW“ für geschädigte Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen eingerichtet. Es ist ab dem heutigen Dienstag erreichbar unter Tel. 0211 / 4684-4994.

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