Düsseldorf. Der Ruf nach kürzerer Isolation mit anschließendem “Freitesten“ wird lauter. Die Regierung wartet auf bundeseinheitliche Regeln.

Der Streit um die Quarantäne in Schulen spitzt sich in NRW zu. Jochen Ott, Schulexperte der SPD-Landtagsfraktion, sprach am Dienstag von einem „Quarantäne-Chaos“, weil entgegen den Landes-Vorgaben oft ganze Klassen und nicht nur Sitznachbarn eines Infizierten lange Zeit isoliert werden müssten.

Die SPD fordert eine Vereinfachung der Regeln: Im Fall einer Corona-Infektion sollte die ganze Klasse in Quarantäne, aber nur für fünf und nicht für 14 Tage. Nach fünf Tagen könnten sich Betroffene per PCR-Test „freitesten“, so Ott. Laut NRW-Schulministerium waren zum Stichtag 26. August mindestens 30.000 Schüler in Quarantäne (1,6 Prozent). Die Landesregierung wartet derzeit auf bundeseinheitliche Quarantäne-Regeln.

DGB-Chefin: "Landesregierung steckt den Kopf in den Sand"

„Diese Situation ist für Kinder und Eltern unzumutbar. Es ist empörend, wie die Landesregierung den Kopf in den Sand steckt. Es kann nicht sein, dass sich Reiserückkehrer nach fünf Tagen freitesten lassen können und Kinder zwei Wochen in Isolation ausharren müssen“, sagte die NRW-Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Anja Weber, dieser Redaktion. Kinder mit negativem Test sollten in die Schulen zurückkehren können.

Weber sagte weiter: "Gleichzeitig müssen in allen Schulformen PCR-Tests zum Standard werden. Selbsttests sind nicht geeignet, um die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler zu gewährleisten. Die Landesregierung muss sicherstellen, dass Testergebnisse schnell vorliegen.“

Jochen Ott plädiert wie die Landeselternschaft der Gymnasien dafür, die Kinder dreimal statt zweimal in der Woche auf das Coronavirus zu testen.

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Dortmunder Gesundheitsamt lässt Schulen über Quarantäne entscheiden

Das Gesundheitsamt Dortmund greift nun zu drastischen Mitteln: Es sei „nicht mehr leistbar“, Sitzpläne zu kontrollieren, um Kontaktpersonen eines positiv getesteten Schülers zu identifizieren, heißt es einer Mail an eine Gesamtschule, die unserer Zeitung vorliegt. Schülerinnen und Schüler, die in der Nähe eines Infizierten gesessen hätten, würden „momentan nicht mehr durch das Gesundheitsamt benachrichtigt bzw. unter Quarantäne gestellt. Diese Aufgabe müssen nun die Schulen selbst übernehmen.“

Die Chefin des Philologenverbands NRW, Sabine Mistler, zeigte sich darüber „schockiert“; sie sieht in Fragen der Quarantäne die Ämter „in der Pflicht“. „Wir Lehrer können das gar nicht leisten.“

Protest auch von Eltern von Kita-Kindern

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Andreas Bartsch vom Lehrerverband NRW beklagte gegenüber der „Rheinischen Post“, dass faktisch ab einem Inzidenzwert von 50 nur noch ganze Klassen in Quarantäne geschickt würden. Die Landeselternschaft der Gymnasien fürchtet „Distanzunterricht durch die Hintertür“, beide plädieren für „Quarantäne mit Augenmaß“, vor allem für Möglichkeit, sich aus der Quarantäne frei testen zu lassen.

Auch Eltern von Kita-Kindern halten die Regeln für „nicht verhältnismäßig“. Es müsse geprüft werden, so der Landeselternbeirat (LEB) der Kindertageseinrichtungen, ob nicht auch „mildere Mittel“, wie Tests statt Quarantänen, in Frage kämen. Kinder seien von Infektionen kaum schwer betroffen, die Folgen von sozialer Isolation indes seien verheerend.

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