Düsseldorf. Aus dem Hochwasser in NRW müssten Lehren gezogen werden, so die NRW-Umweltministerin. Der Wiederaufbau der Orte müsse “klimaresistent“ erfolgen.

Nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen hat Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) beim Wiederaufbau der betroffenen Gebiete Konsequenzen gefordert. Es müssten Lehren aus den Überflutungen gezogen werden und deshalb dürfe „nicht eins zu eins“ wiederaufgebaut werden, sagte die Ministerin am Montag im Umweltausschuss des Düsseldorfer Landtags.

Es sei notwendig, in den betroffenen Regionen weiteren möglichen Folgen aus dem nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandel vorzubeugen, betonte Heinen-Esser. Extreme Wetterereignisse würden künftig häufiger werden, auch wenn das zurückliegende Hochwasser nach bisheriger Einschätzung statistisch nur einmal alle 10.000 Jahre vorkommen könne.

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„Der Wiederaufbau muss klimaresilient erfolgen und der Blick auf Starkregenereignisse ausgerichtet werden“, sagte sie. „Wir müssen uns insgesamt besser an den Klimawandel anpassen.“

Hochwasser in NRW "in einem nie dagewesenen Umfang"

NRW sei von einer Hochwasserkatastrophe „in einem nie dagewesenen Umfang“ heimgesucht worden, bilanzierte die Ministerin. 47 Menschen seien dabei ums Leben gekommen, es habe „immense Sachschäden“ gegeben. In der Landwirtschaft seien 250 Höfe von Überschwemmungen betroffen, auf einer Fläche von 15.000 Hektar gebe es einen Totalausfall der Ernte. All das führe „zu großem Leid bei vielen Menschen in unserem Land“. Es werde wahrscheinlich Jahre dauern, bis die Schäden beseitigt und der Wiederaufbau abgeschlossen sei. Dafür sei auch finanziell eine „große Kraftanstrengung“ notwendig.

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Die Ministerin kündigte zudem Nachbesserungen bei den Hochwasser-Warnsystemen an, die bislang auf große Flüsse wie den Rhein ausgerichtet seien, nicht aber auf kleinere Fließgewässer wie die Erft oder die Urft. Für besseren Hochwasserschutz müssten künftig auch solche Flüsse Hochwasserprognose-Systeme und Messanlagen erhalten, wie sie beim Rhein schon lange üblich seien. Auch gebe es noch keine landesweit einheitliche Meldeordnung zum Hochwasser.

NRW: Ministerin verteidigt sich gegen Kritik

Die Ministerin verteidigte vor diesem Hintergrund das Handeln der Landesregierung gegen Kritik im Ausschuss. Es habe während der Krisentage einen „permanenten Austausch“ gegeben und sie selbst sei „fortlaufend informiert“ worden. Es sei aber bis zuletzt „völlig offen“ gewesen, wie sich die Situation lokal entwickeln werde.

Mit Blick auf die Talsperren kündigte die Ministerin Gespräche mit Vertretern der Wasserversorger und der Bezirksregierungen über Fragen des Managements der Wasserspeicher an. Es war kritisiert worden, dass etwa die Wupper-Talsperre im Bergischen Land als auch die Steinbach-Talsperre im Kreis Euskirchen in Tagen vor der Katastrophe zu hohe Füllstände gehabt hätten.

Durch eine Entleerung der Sperren hätte das Hochwasser aber nicht verhindert werden können, betonten Vertreter der Umweltbehörden im Ausschuss. So habe etwa die Steinbach-Talsperre gar keine Hochwasserschutz-Funktion. Heinen-Esser wies darauf hin, wegen der vorangegangen trockenen Sommer mit niedrigen Füllständen der Sperren habe die Sorge vor einem erneuten Wassermangel dominiert.

Genehmigungsverfahren der Kiesgrube wird untersucht

Zudem kommt das Genehmigungsverfahren der beim Jahrhundert-Hochwasser erodierten Kiesgrube in Erftstadt-Blessem auf den Prüfstand. Auch das kündigte Heinen-Esser an. Es werde genau untersucht, ob es wasserwirtschaftliche Besonderheiten gegeben habe, sagte Heinen-Esser.

Bei der Jahrhundert-Flut Mitte Juli war die Erft weit über die Ufer getreten und das Wasser in die Kiesgrube geströmt. Die Ministerin sprach von einer „unkontrollierten Erosion bis an den Ortsrand“. Infolgedessen seien drei Häuser in Blessem abgestürzt, acht weitere sein standunsicher und müssten abgerissen werden. Gleichzeitig müsse die Erft in ihr altes Flussbett zurückgeführt werden.

Hochwasser: Ministerpräsidenten beraten am Dienstag

Nach extremem Starkregen Mitte Juli waren mehr als 180 Menschen in NRW und Rheinland-Pfalz bei Überflutungen gestorben. Ganze Orte wurde zerstört. Am Dienstag beraten die Ministerpräsidentinnen und -präsidenten mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) über die Folgen der Katastrophe. Nach den bisherigen Plänen der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) und ihrem NRW-Kollegen Armin Laschet (CDU) soll die Ministerpräsidentenkonferenz einen Beschluss zu einem Wiederaufbaufonds per Bundesgesetz treffen. (epd/dpa)