Essen. Seit Montag bieten die Kitas in NRW wieder das volle Betreuungsangebot im „Regelbetrieb“. Verdi fordert eine Testpflicht für die Kinder.

Am Montag sind die Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen wieder zum Regelbetrieb zurückgekehrt. Es wird wieder im vollen Stundenumfang betreut und die Gruppentrennung hat ein Ende. Für viele berufstätige Eltern endet damit ein Improvisationsmarathon und die Kinder dürfen wieder in ihren gewohnten Gruppen zusammen spielen.

Die Rückkehr zum Regelbetrieb in den rund 10.000 Kindertageseinrichtungen des Landes NRW am Montag bewerten Eltern als große Entlastung. „Wir haben deutlich gespürt, dass viele Familien überstrapaziert gewesen sind“, sagt Daniela Heimann vom Landeselternbeirat der Kindertagesstätten in NRW. Das Aufatmen sei groß, da es nach Monaten der Einschränkungen nun unter allen Vorsichtsmaßnahmen wieder zurück zur Betreuung mit voller Stundenzahl gehen werde.

Daniela Heimann sitzt dem Landeselternbeirat der Kindertagesstätten in NRW vor.
Daniela Heimann sitzt dem Landeselternbeirat der Kindertagesstätten in NRW vor. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Bislang sind Kita-Kinder wegen der Corona-Pandemie zehn Stunden weniger in der Woche betreut worden als vertraglich vereinbart. Dadurch sollte sich personell besser organisieren lassen, dass Kita-Gruppen zum Infektionsschutz voneinander getrennt worden sind. Seit Montag, 7. Juni, bieten die NRW-Kitas wieder das volle Betreuungsprogramm, Gruppen werden wieder durchmischt. Außerdem sollen in den Kitas statt der bisherigen Stäbchen-Schnelltests sogenannte „Lolli-Tests“ zum Aufdecken von Corona-Infektionen angeboten werden.

Minister appelliert an Eltern: Kinder regelmäßig testen

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) hatte bereits im Vorfeld an Eltern appelliert, ihre Kinder konsequent zweimal wöchentlich zu testen. „Regelmäßige Tests bringen mehr Sicherheit für alle Beteiligten, für das Personal, das Ihre Kinder betreut, aber auch für Ihre privaten Kontakte“, so Stamp in einem Schreiben an Kita-Eltern.

Den Beschäftigten hatte Stamp für ihren Einsatz gedankt und seine Entscheidung mit Blick auf sinkende Inzidenzen erklärt. Es sei notwendig und angemessen, Kindern ihren Alltag und ihre Kontakte zurückzugeben.

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte, es sei notwendig und angemessen, Kindern ihren Alltag zurückzugeben.
NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) sagte, es sei notwendig und angemessen, Kindern ihren Alltag zurückzugeben. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Elternvertreterin Heimann befürwortet, dass die Teilnahme an Corona-Schnelltests für Kita-Kinder in NRW weiterhin freiwillig bleibt. Nötig sei aber eine intensivere Aufklärungsarbeit: „Mit mehr Erklärung und Information wäre die Teilnahme an den Corona-Schnelltests sicherlich höher als sie es derzeit ist“, so Heimann.

Gewerkschaft besorgt um den Gesundheitsschutz: Testpflicht nötig

Die Gewerkschaft Verdi in NRW fordert indes obligatorische Corona-Schnelltests für Kita-Kinder. Dass es für Schüler eine Testpflicht gebe, für kleinere Kinder aber nicht, stoße bei den Beschäftigten auf Unverständnis, so die Gewerkschaft. Nötig sei zudem eine Reduzierung der Kinder in den Einrichtungen, eine Notbetreuung bei Inzidenzen ab 100 sowie eine Verlängerung des Programms zum Einsatz von Alltagshelfern in den Kitas.

Verdi-Gewerkschaftssekretärin Marlene Seckler warnte vor einer zunehmenden Belastung des Kita-Personals. Die ständig neuen Anforderungen in den Kitas verlangten den Beschäftigten alles ab. „Trotz fortschreitender Impfungen wächst die Überforderung in den Kitas“, so Seckler. „Das wird durch den Regelbetrieb noch auf die Spitze getrieben.“ Ein Kernproblem, das sich in der Pandemie noch zugespitzt habe, sei das fehlende Personal.