Düsseldorf. “Wohl zu schwer und in der Zeit kaum zu schaffen“: Lehrergewerkschaft stellt sich an die Seite verärgerter Mathe-Abiturienten.

Düsseldorf. Waren die Mathe-Abiturklausuren in diesem Jahr „unverschämt schwer“? Die Lehrergewerkschaft GEW äußerte am Donnerstag Verständnis für den massiven Protest von Schülerinnen und Schülern.

"Nach Rückmeldungen aus Kollegenkreisen bestätigt sich für uns der Eindruck, dass die Aufgaben wohl zu schwer und in der Zeit kaum zu schaffen waren“, erklärte die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern am Donnerstag in einer Pressemitteilung.

"Aufgaben werden Pandemiebedingungen nicht gerecht"

Insbesondere im Grundkurs Mathe seien die Anforderungen zu hoch gewesen. Hier hätten sich die Schülerinen und Schüler laut GEW wenig auf die routinierten und gelernten Lösungswege berufen können. Finnern weiter: „Damit ist bei manchen Kolleginnen und Kollegen der Eindruck entstanden, dass sie zwar alles Mögliche tun, um ihre Schüler bestens auf die Prüfungen vorzubereiten, aber dann Aufgaben kommen, die der besonderen Prüfungssituation unter den Pandemiebedingungen nicht gerecht werden."

Gestresst haben offenbar vor allem die Mathe-Klausuren am Dienstag. Mindestens zwei Online-Petitionen laufen schon dagegen. Eine hatte am Donnerstagmorgen rund 4300 Unterstützer, die andere nach zwei Tagen knapp 2600. Die Schüler monieren zum Beispiel, die Aufgaben seien „unverschämt schwer“ gewesen - und fordern eine angepasste Bewertung oder neue Klausuren. Eine der Petitionen hatte die Mülheimerin Joy-Mariella Donisch gestartet.

Schülerin: "Enorm schwer und ungerecht"

Die 19-Jährige ist Abiturientin an der Freien Waldorfschule in Mülheim und musste dort die Grundkurs-Klausur schreiben. „Enorm schwer“ fand sie die Arbeit „und im Vergleich zu den vorherigen Jahren ungerecht“. Auch in Witten regte sich Protest.

Auch beim NRW-Schulministerium sind die Protestäußerungen angekommen. Dort hieß es am Mittwoch auf Anfrage, „dass es verschiedene Eingaben zur schriftlichen Abiturprüfung im Fach Mathematik gibt“. Diese würden bearbeitet. Das Ministerium erinnert daran, dass die Lehrkräfte auch in Mathematik erweiterte Aufgabenauswahlmöglickeiten erhalten hätten und nach Ansicht der Landesregierung Themenbereiche auswählen konnten, die zum tatsächlich erteilten Unterricht an ihrer Schule passten.

Ministerium verteidigt die Aufgaben

An der Qualität der Abituraufgaben zweifelt das Schulministerium nicht. Am Donnerstagsnachmittag hieß es aus dem Ministerium: "Die Abituraufgaben wurden von erfahrenen Lehrkräften entwickelt, von der Fachaufsicht Mathematik der Bezirksregierungen geprüft, von Wissenschaftlern begutachtet und nicht zuletzt im Rahmen eines so genannten Praxischecks von erfahrenen Lehrkräften bearbeitet und eingeschätzt."

Auf Grundlage dieser Maßnahmen zur Qualitätssicherung sei also auch durch externe Expertinnen und Experten sichergestellt worden, dass die Mathematikaufgaben für das Abitur 2021 den Abiturvorgaben im Fach Mathematik entsprächen, dass sie fachlich korrekt gestellt sowie eindeutig und verständlich formuliert wurden seien und "insbesondere, dass sie bezüglich des Anspruchsniveaus und des Bearbeitungszeitrahmens grundsätzlich angemessen sind", so ein Sprecher des Ministeriums.

Die Opposition im Landtag kritisierte im Zusammenhang mit den Matheklausuren NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). „Dass die Ministerin an dieser Stelle nicht die nötige Weitsicht hatte und die entsprechenden Vorkehrungen getroffen hat, um auf diese Situation der Schülerinnen und Schüler einzugehen, ist mehr als bedauerlich“, so der SPD-Bildungsexperte Jochen Ott. „Sollten die Ergebnisse tatsächlich hinter den Erwartungen zurückbleiben, muss Ministerin Gebauer nachsteuern.“ (mit dpa)