Essen. Mehrere Hundert Menschen haben Impfungen versäumt. Ärztevertreter zeigen dafür wenig Verständnis und mahnen: Impftermine einhalten!
In NRW können sich nun auch einige Friseure gegen das Coronavirus impfen lassen: Das Land NRW macht ihnen neuerdings ein Impfangebot, wenn sie in Pflegeheimen arbeiten. Auch Seelsorger oder Fußpfleger, die immer wieder in Seniorenzentren im Einsatz sind, können sich impfen lassen. Wer jünger als 65 Jahre ist, erhält dazu den Wirkstoff der Firma Astrazeneca.
Doch ausgerechnet dieser scheint die Impffreudigkeit zu dämpfen: Mediziner in NRW berichten, dass Impftermine mit Blick auf den Astrazeneca-Einsatz vermehrt versäumt würden. Im Landesteil Nordrhein haben laut Ministerium zwischen 8. und 15. Februar – also der ersten Betriebswoche der Impfzentren – rund 600 der etwa 18.100 geplanten Impfungen nicht stattgefunden. Die Quote liege bei 3,4 Prozent. Wohl nicht zuletzt die Nebenwirkungen sorgen für Skepsis: In Mülheim verweigerten Pflegedienste und Ärzte unlängst die Spritze, nachdem Geimpfte im Impfzentrum vermehrt über Reaktionen geklagt hatten.
Appell des Ärztekammerpräsidenten: Impftermine wahrnehmen
Vor allem im Ruhrgebiet gebe es viele Absagen, weiß die Ärztekammer Westfalen-Lippe. Präsident Hans-Albert Gehle hat dafür wenig Verständnis: „Das können wir uns derzeit überhaupt nicht leisten“, so Gehle. „Es ist mir unverständlich, dass die Menschen vor kurzem noch einen schnellstmöglichen Impfschutz verlangt haben, aber aus falschem Misstrauen an der Tür der Impfzentren umdrehen, wenn ihnen der Impfstoff nicht passt.“ Er appellierte, Impftermine wahrzunehmen. Es gebe keinen Impfstoff zweiter Klasse.
In NRW erhalten Beschäftigte aus der ersten Impf-Gruppe das Astrazeneca-Vakzin, wenn sie jünger als 65 Jahre sind - darunter Rettungs- und ambulante Pflegedienste. Klinikmitarbeiter werden in den Krankenhäusern geimpft.
Probleme bei der Terminvergabe für Impfzentren hält an
In Gelsenkirchen wird die Lage etwas anders beschrieben. Ein Stadtsprecher erklärte, das Termine in den Impfzentren auch in Absprache verschoben würden. Betriebe schickten Impfwillige gestaffelt, damit im Fall auftretender Reaktionen nicht die ganze Belegschaft ausfalle. Das Gesundheitsministerium verweist in Medienberichten darauf, dass auch Termine mit dem Biontech-Impfstoff versäumt würden. Unter allen Impfungen habe die Quote in der zweiten Februarwoche bei drei Prozent gelegen und damit leicht unter der Astrazeneca-Quote von 3,4.
Unterdessen halten Probleme bei der Terminvergabe für über 80-Jährige an, die in den Impfzentren mit dem Biontech-Vakzin geschützt werden sollen: Wegen einer Online-Panne wollen am Samstag gleich 31 Impfwillige in Ennepetal gleichzeitig an die Reihe kommen. Geimpft wurden trotzdem alle.