Essen. Ob jemand pflegebedürftig ist, prüfen Medizinische Dienste. 2020 ging das nur eingeschränkt - dennoch mühen sich mehr Menschen um Anerkennung.
Die massiven Einschränkungen in der Corona-Pandemie haben Pflegebedürftige in NRW offenbar kaum behindert, ihnen zustehende Hilfen zu beantragen: 2020 haben über 626.000 Menschen einen neuen oder höheren Pflegegrad beantragt – das sind rund 41.000 Ersuche mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus Daten der beiden Medizinischen Dienste der Krankenversicherungen (MDK) hervor, deren Beschäftigte in Westfalen-Lippe und Nordrhein die Voraussetzung einer Pflegebedürftigkeit prüfen.
Ein Sprecher des MDK Westfalen-Lippe wertet diese Entwicklung positiv: Auch unter Pandemie-Bedingungen werde sichergestellt, dass die sogenannten Pflegebegutachtungen stattfinden können. Noch Mitte März waren Pflegebedürftige und ihre Familien deutlich zurückhaltender: Im ersten Lockdown war die Anzahl der Pflege-Anträge in Teilen von NRW so stark eingebrochen, dass Sozialverbände regelrecht alarmiert waren.
Telefon statt Hausbesuch: Trotzdem haben mehr Anträge zur Bewilligung geführt
Zwar können auch weiterhin sonst übliche Hausbesuche der Gutachter wegen der besonderen Corona-Gefahren für Ältere nicht stattfinden. Stattdessen geführte Telefoninterviews haben sich nach Ansicht des MDK Westfalen-Lippe aber bewährt. „Es spricht nichts dafür, dass dieses Verfahren die Versicherten benachteiligt“, sagte der Sprecher. Landesweit ist lediglich in rund neun Prozent der Fälle keine Pflegebedürftigkeit erkannt worden – das ist sogar etwas seltener als im Jahr zuvor.
In Westfalen-Lippe, auf das allein rund 330.000 der landesweiten Aufträge zur Pflegebegutachtung gehen, sind 2020 tendenziell eher höhere Pflegegrade zugesprochen worden. Vier von zehn Anträgen führten zu einem Pflegegrad von mindestens drei bei fünf möglichen. In mehr als jedem dritten Fall haben Pflegebedürftige eine höhere Pflegebedürftigkeit bekundet. In Nordrhein waren es mit rund 40 Prozent etwas mehr. Dort ist die Verteilung der erkannten Pflegegrade im Vergleich zu 2019 gleich geblieben.
Zahl der Pflegebedürftigen steigt bundesweit seit Jahren an
Landesweit haben die meisten Versicherten 2020 den Pflegegrad zwei erhalten, nur rund sieben Prozent haben mit fünf die höchste Stufe der Pflegebedürftigkeit erhalten. Etwa jeder sechste Antrag führte zum Pflegegrad eins, rund 23,5 Prozent zum dritten Grad.
Insgesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bundesweit an. Das liegt nicht nur am demografischen Wandel: Mit der umfangreichen Pflegereform von 2017 wurden die bislang drei Pflegestufen durch fünf feiner zu unterscheidende Grade ersetzt. Ende 2019 haben rund 965.000 Menschen in NRW Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten – über 320.000 mehr als vier Jahre zuvor.
Insgesamt steigt die Zahl der Pflegebedürftigen bundesweit an. Das liegt nicht nur am demografischen Wandel: Mit der umfangreichen Pflegereform von 2017 wurden die bislang drei Pflegestufen durch fünf feiner zu unterscheidende Grade ersetzt. Ende 2019 haben rund 965.000 Menschen in NRW Leistungen aus der Pflegeversicherung erhalten – über 320.000 mehr als vier Jahre zuvor.