Düsseldorf. Viele Schulen denken offenbar an eine Digitalisierung auf Kosten der Familien. Das ist derzeit aber verboten, so die NRW-Regierung

Schulen in NRW dürfen Eltern im Moment nicht dazu zwingen, für ihre Kinder teure Computer für den Unterricht anzuschaffen. „Zu den Pflichten der Eltern gehört es, ihr Kind ,angemessen' auszustatten. Nach der gegenwärtigen Rechtsauffassung sind davon digitale Endgeräte derzeit nicht umfasst“, schreibt NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf eine Anfrage der Grünen-Bildungsexpertin Sigrid Beer, die dieser Redaktion vorab vorliegt.

Vor diesem Hintergrund seien Beschaffungsvorgaben durch die Schulen unzulässig, führt Gebauer weiter aus. Auch dürfe der Kauf von Tablets oder Laptops „nicht zur Voraussetzung für den Besuch einer Schule oder eines Bildungsgangs gemacht werden“.

Ende der "grafikfähigen Taschenrechner" an Schulen wird eingeleitet

Die Ministerin erklärt darüber hinaus, dass die Verpflichtung zum Gebrauch der umstrittenen grafikfähigen Taschenrechner in der gymnasialen Oberstufe „voraussichtlich für die Schüler entfallen wird, die zum Schuljahr 2023/24 in die Einführungsphase eintreten“.

Betroffene, die offenbar von Schulen zum Kauf von Computern gezwungen werden sollen, haben eine Online-Petition gestartet, in der es heißt: „Eltern werden in NRW-Schulen zunehmend bei der Anschaffung von Tablets für die eigenen Kinder zur Nutzung im Unterricht in die Pflicht genommen. Zur Zeit mehr als 600 Euro kostet das pro Kind.“ Die Familien sind der Ansicht, dass es zumindest „eine Förderung solcher Geräte seitens der Schulträger oder des Landes NRW" geben müsse. Diese Anschaffung allein durch Eltern tätigen zu lassen, sei „mehr als unverhältnismäßig“.

Familie sollen bis zu 600 Euro zahlen

Die Grünen-Landtagsabgeordnete Sigrid Beer hat den Betroffenen Unterstützung zugesagt. „Von vielerorts haben mich Nachrichten von Eltern erreicht, dass von ihnen verlangt wird, dass sie ihre Kinder mit Tablets ausstatten, sogar vorgeschrieben wird, welche Geräte anzuschaffen sind. Häufig eine Ausstattung, die mal eben 600 Euro pro Kind kostet“, sagte sie.

Beer wirft Schulministerin Gebauer vor, sich darauf zurückzuziehen, dass solche Vorgaben unzulässig seien. Dies zeige, „dass sie davor offenbar lieber die Augen verschließen will.“ Wie die Landesregierung dem "Wildwuchs" begegnen wolle, bleibe ihr Geheimnis. „Eltern müssen demnach wohl in Eigenregie die Schulaufsicht anfragen. Ein Unding“, so Beer.

Lehrer und Kinder aus armen Familien erhalten digitale Endgeräte

Die Landesregierung hat mehrere Pakete zur Digitalisierung der Schulen geschnürt . Alle Lehrer erhalten kostenlos digitale Endgeräte, Schüler aus armen Familien bekommen Computer als Leihgeräte. Die Frage, was Familien, die nicht als bedürftig gelten, zahlen müssen, war bisher ungeklärt.