Düsseldorf. Vor der nächsten Bund-Länder-Runde zur Corona-Lage wirbt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet für schärfere Kontaktbeschränkungen im Privaten.
Ein schnelles Ende des „Mini-Lockdowns“ ist in Nordrhein-Westfalen nicht in Sicht - im Gegenteil: Vor den nächsten Bund-Länder-Gesprächen zur Corona-Krise wirbt NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) für scharfe Kontaktbeschränkungen: „Eine Familie darf sich nur noch mit zwei weiteren Personen aus einem anderen Hausstand treffen“, sagte Laschet der „Stuttgarter Zeitung“ und den „Stuttgarter Nachrichten“. Das sei sein Vorschlag für die Ministerpräsidentenkonferenz mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Aus den Erfahrungen zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr sei bekannt, dass das Prinzip wirke. Damals habe die Mobilität der Menschen stark abgenommen und die Infektionsdynamik ebenso. „Wenden wir dieses Prinzip konsequent an, können Beschränkungen für Gastronomie oder Kultur mittelfristig zurückgenommen werden, wenn die Infektionszahlen weiter sinken“, sagte der CDU-Bundesvize und Anwärter auf den Parteivorsitz.
Corona-Krise: Durchhalten, bis ein Impfstoff da ist
Bis ein Impfstoff verfügbar sei, müsse das öffentliche, soziale und wirtschaftliche Leben aufrechterhalten werden. „Deshalb sollten wir auf das bewährte System der allgemeinen Kontaktbeschränkungen zurückgreifen statt minuziös vorzuschreiben, was stattfinden darf und was nicht“, erklärte Laschet.
Beim Infektionsschutz an Schulen müsse etwa über Distanzlernen bei Berufs- und Oberstufenschülern geredet werden. „Kinder pauschal ins Homeoffice zu schicken, kann keine Lösung sein“, bekräftigte der Ministerpräsident. „Wir wissen ja auch inzwischen, dass gerade jüngere Kinder eine deutlich geringere Rolle bei der Virus-Verbreitung spielen als Jugendliche und junge Erwachsene.“ Unterricht vor Ort im Klassenzimmer bleibe - soweit verantwortbar - die beste Variante, sagte er den Zeitungen.
Am Donnerstag hatte bereits NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) gemahnt, dass die Wirkung der Kontaktbeschränkungen noch weiter abgewartet werden müsse. Laumann sagte: „Ich glaube nicht, dass es großartige Spielräume für Veränderungen in absehbarer Zeit geben kann“
Infektionszahlen noch nicht ausreichend gesunken
Gegenüber dieser Redaktion sprach er anschließend von einer „Seitwärtsbewegung“ bei den Infektionszahlen. „Aber das eigentliche Ziel des Lockdowns, die spürbare Senkung der Infektionszahlen haben wir noch nicht erreicht. Bei diesem Infektionsgeschehen sehe ich nicht, dass es eine komplette Aufhebung des Lockdowns geben könnte“, so Laumann.
Abends wiederholte er seine Einschätzung in der WDR-Fernsehsendung "Ihre Meinung": Er könne sich "nicht vorstellen, dass wir die Kontakte wieder herstellen können wie im Oktober oder September", sagte Laumann.
Laumann zu Corona: "Wir sind auf einem viel zu hohen Niveau"
Laut RKI liegt der Sieben-Tage-Inzidenzwert am Freitagmorgen (Stand: 0 Uhr) in NRW bei 166,5. Am 1. November, dem Beginn des Lockdowns, lag der Wert bei 177. „Die Dynamik ist raus, Gott sei Dank, aber wir sind auf einem viel zu hohen Niveau“, so Laumann am Donnerstag.
In der kommenden Woche werden Bund und Länder erneut über die Pandemielage und die Erfolge der Coronamaßnahmen beraten. (mit dpa)