Essen. NRW will Schüler in der Corona-Krise unterstützen. Doch ein Landesprogramm findet kaum Anklang. Städte nennen auch die Eltern als Grund.

Das mit 75 Millionen Euro großzügig angelegte Sonderprogramm des Landes zur Unterstützung von Schülern in der Corona-Krise wird auch im zweiten Anlauf nur zurückhaltend angenommen. Nach Angaben des NRW-Schulministeriums vom Donnerstag haben seit Start der Herbstferien über 80 Kommunen nur rund 2,2 Millionen Euro abgerufen.

Sie konnten die Gelder für außerschulische Angebote in den Ferien sowie danach an Nachmittagen und Wochenenden nutzen, um Schüler zu unterstützen, die durch coronabedingte Schulschließungen den Abschluss verlieren könnten.

In den Sommerferien, auf die das Programm ursprünglich befristet gewesen ist, waren lediglich 1,4 Millionen Euro abgerufen worden . Damit sind nun noch über 95 Prozent der Gesamtsumme ungenutzt.

Staatssekretär: Über 10.000 Schüler im Herbst bislang erreicht

Auf ganz NRW bezogen sei die Zahl der Maßnahmen gesteigert worden, unterstrich Schulstaatssekretär Mathias Richter am Donnerstag. In 1226 Maßnahmen seien über 10.000 Schüler erreicht worden. Im Sommer hatten 70 Kommunen Gelder für 499 Maßnahmen beantragt.

„Die aktuellen ersten Zahlen zu den beantragten Fördermitteln machen deutlich, dass es ein großes Engagement bei der Kompensation coronabedingter Benachteiligung durch die Schulschließungen gibt“, sagte Richter. Die Bildungsangebote seien eine wichtige Maßnahme um die pandemiebedingten Schulschließungen aufzuarbeiten.

Sechs große Städte des Ruhrgebiets nutzen das Förderprogramm

Das Schulministerium hatte das Sonderprogramm erst kurz vor den Sommerferien ins Leben gerufen und damit Kritik auf sich gezogen. Die in der Pandemie massiv belasteten Städte und Schulen konnten so kurzfristig gar keine zusätzlichen Angebote für Kinder organisieren. Im Ruhrgebiet hatten sich nur fünf Kommunen Fördergelder sichern können. Die Opposition hatte den Umstand als peinlich für NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) und ärgerlich für die Kinder bezeichnet.

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Von Matthias Korfmann

Im September wurde das Programm auf die Herbstferien und bis Jahresende ausgeweitet. Vergleichsweise intensiv genutzt wird dies offenbar im Regierungsbezirk Arnsberg. Seit dem Start der Herbstferien haben 23 Kommunen für 194 Maßnahmen etwa 629.000 Euro beantragt. Im Ruhrgebiet sind laut Liste des Schulministeriums Träger in 18 Städten und Kommunen beteiligt.

Städtetag: Eltern sind aus Sorge vor Infektionen inzwischen oft zurückhaltend

Helmut Dedy, Geschäftsführer des Städtetages NRW, nennt als einen Grund für die weiterhin nur schleppende Annahme des Landesprogramms eine zögerliche Haltung einiger Eltern. „Die gestiegenen Infektionszahlen bereiten manchen Eltern Sorgen“, so Dedy. „Für viele liegt der Fokus darauf, den normalen Schulalltag aufrechtzuerhalten.“

Dedy betonte, dass es den Städten wie dem Land wichtig sei, trotz der aktuell schwierigen Corona-Lage, die Bildungschancen der Kinder zu verbessern. „Gerade Kinder dürfen durch die Pandemie keine Nachteile erfahren.“ Er begrüßte, dass die Gelder bis Jahresende zur Verfügung stehen und mit der Verlängerung nun auch Betreuungs- und Freizeitprojekte am Wochenende oder den Nachmittagen förderfähig seien.