Mönchengladbach. Er wurde als jüngster Oberbürgermeister in der Geschichte von NRW gefeiert: Felix Heinrichs gilt als Sympathie- und Hoffnungsträger in der SPD.

Einen Moment könnte man glauben, sich verlaufen zu haben. Auf dem Weg zum Mönchengladbacher Rathaus führt ein hübsch geschwungenes Tor in einen pittoresken Innenhof. Kopfsteinpflaster, wilder Wein an Sand- und Ziegelsteinen, dahinter eine Kirche. Das „Rathaus Abtei“ war einst Teil eines Klosters, hier haben Benediktiner gelebt. Ein Ort mit Historie also und das passt natürlich zu einem für NRW historischen Ereignis.

Am 27. September hat Felix Heinrichs die Stichwahlen zum Mönchengladbacher Oberbürgermeister gewonnen. Der Sozialdemokrat erreichte eine satte Drei-Viertel-Mehrheit, aber das an sich ist noch nicht historisch. Heinrichs ist 31 Jahre alt – „erst“ muss es heißen. Denn noch nie war ein Oberbürgermeister in NRW bei seinem Amtsantritt so jung.

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Bürde oder Chance? „Erst einmal ist mein Alter ja kein Merkmal an sich, das mich besser oder schlechter macht“, sagt Heinrichs. Er habe anfangs aber erwartet, dass es sein größter Makel im Wahlkampf werde. Dass eine von Strukturbrüchen geprägte Stadt wie Mönchengladbach mit 40 000 Menschen im Leistungsbezug und vielen Familien in Armut einen erfahrenen Fachmann haben will.

Vom Parteieintritt zum Oberbürgermeister in 17 Jahren

Doch als die Konkurrenz der CDU genau das zum Thema machte, ging ihre Rechnung nicht auf: „Dieser Versuch ist am Zeitgeist der Stadt vorbeigegangen“, glaubt Heinrichs. „Die Menschen wollten jemand, der jünger ist, und kein Weiter so.“

Ein Amtssitz mit Geschichte: Felix Heinrichs steht im Innenhof vom Rathaus Abtei.
Ein Amtssitz mit Geschichte: Felix Heinrichs steht im Innenhof vom Rathaus Abtei. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Tatsächlich wirkt Heinrichs in seinem schmal geschnittenen Anzug, mit gepflegtem Vollbart und runder Brille eher wie ein smarter Geschäftsmann denn wie der Typ gesetzter Kommunalpolitiker. Und trotzdem ist er alles andere als der Rebell von außen. Der Politologe ist 2003 in die SPD eingetreten und viele Stationen durchgegangen: Jusos, Ortsvereinsvorsitz, Vorstandsarbeit auf städtischer, regionaler und Landesebene der Partei.

Er war bis zuletzt SPD-Fraktionschef der Mönchengladbacher Großen Koalition und führte nebenbei mit seiner Mutter die Geschäfte eines Pflegeheimes. Wortgewandt, zugewandt, jemand, der Max Weber zitiert und beim Karneval Prinzgardist war. Ein Hoffnungs- und Sympathieträger.

Heinrichs führte einen Wahlkampf der Bilder - nicht nur wegen Corona intensiv im Netz

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Im Wahlkampf hat sich Heinrichs seine Chancen regelrecht ausgerechnet: Wie viele Menschen muss er theoretisch erreichen, um zu gewinnen – und wie. Er setzte früh auf soziale Medien und konnte damit leichter auf die Einschränkungen der Pandemie reagieren: Mit Hilfe einer Agentur führte er einen bilderstarken Wahlkampf mit dem Kranich als Symbol des Aufbruchs.

„Ich habe in Gesprächen immer wieder gemerkt, dass vieles von dem, was wir als Politik und Verwaltung vor uns hertragen, bei einigen Menschen nicht ankommt.“

Was will er anders machen? „Kommunizieren“, sagt Heinrichs. Bürger besser erreichen, stärker beteiligen und Verbesserungen deutlicher vermitteln. „Ich war nie der Kandidat für fünf Meter neuen Radweg oder vier neue Bauvorhaben. Mir geht es um etwas Grundsätzliches“, sagt der 31-Jährige.

Dass er unter Beobachtung steht, ist ihm bewusst. Noch sei er in der Phase, in der alles neu und toll sei. „Aber ich weiß auch, das sich das bei meinem ersten Fehler ändern wird und ich mich dann genauso der Kritik stellen muss.“ Er beherzige den Ratschlag eines Kollegen: „Pass auf die kleinen Steine auf.“