Essen. Im November starten die neuen Bürgermeister und Stadträte ihre Arbeit. Die Kommunalpolitik ist weiblicher geworden, einige Stadtchefs sehr jung.
Der Einzug von mehr Frauen und jüngeren Kandidaten in einige NRW-Rathäuser könnte der nächsten Generation den Weg in die Kommunalpolitik ebnen. Männer mittleren Alters dominierten nach Einschätzung des Düsseldorfer Politikwissenschaftlers Stefan Marschall zwar immer noch die politische Arbeit in den Städten und Gemeinden. „Wir haben bei den Kommunalwahlen aber in einigen Ortschaften spektakuläre Erfolge von Frauen und jüngeren Kandidaten erlebt. Das ist ein kleiner Kulturwandel“, so Marschall. „Er beseitigt nicht das strukturelle Problem, aber kann einen Systemwechsel antreiben.“
Durch die diesjährigen Kommunalwahlen seien die Kommunalparlamente und die Rathausspitzen insgesamt etwas weiblicher, aber nicht unbedingt jünger geworden. Bei den Kreistagen sei der Frauenanteil von 30 auf 34 Prozent gestiegen, Frauen machten inzwischen zehn Prozent der Landräte aus und in den 22 kreisfreien Städten gibt es nun vier statt vorher eine Oberbürgermeisterin.
Parteien stehen vor Zukunftsproblem
Auch interessant
Marschall erklärt einen Teil der Entwicklung mit dem Erfolg der Grünen. Die Parteien hätten aber auch insgesamt verstanden, dass sie weiblicher und jünger werden müssen. „Wenn sie sich nicht auf junge Menschen und Frauen zubewegen, bekommen sie ein Zukunftsproblem und die Räte und Kreistage ein Repräsentationsproblem“, warnt Marschall.
Auch interessant
Dass Wähler vermeintlich vermeintlich unerfahrenen Überraschungskandidaten ihre Stimme gaben, schreibt er schwindenden Parteibindung zu: „Bei Bürgermeisterwahlen reicht es auch in den früheren Hochburgen nicht mehr aus, einer bestimmten Partei anzugehören. Es geht um die Personen an sich, um ihr Charisma“, so Marschall.