Düsseldorf. Im Oktober sind bisher 173 Kitas in NRW coronabedingt geschlossen worden – deutlich mehr als im Vormonat. Viele Einrichtungen sind unterbesetzt.

Kurz vor der von Bund und Ländern verabredeten Verschärfung der Coronaregeln werden in NRW Zweifel laut, ob das Versprechen der Politik, die Kitas in der Krise offen zu halten, einzulösen ist. Immer mehr Kindertageseinrichtungen müssen coronabedingt schließen. Die Betreuung der kleinen Kinder sei „mehr als systemrelevant“, sagte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) am Donnerstag im Familienausschuss des Landtags. Darum sollten die Kitas auf jeden Fall geöffnet bleiben.

Vielerorts gelingt dies aber nicht mehr. Im September mussten laut Stamp 107 Kitas vorübergehend ganz schließen, im Oktober bislang schon 173. Dazu kommen 147 beziehungsweise 185 Teilschließungen in den beiden Monaten.

Personalsituation in den Kitas bleibt angespannt

Eine Herausforderung bleibe die Personalsituation in den Kitas. Im September seien 219 Mal Unterbesetzungen angezeigt worden. Das Land fördere deswegen die Einstellung von Kita-Helfern. Dafür seien 7800 Anträge einschließlich Aufstockungen eingegangen.

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Bis zu den Winterferien sollen die Beschäftigten in den Kitas maximal drei Corona-Tests kostenlos in Anspruch nehmen können. Die SPD kritisierte dies als zu wenig, da die Beschäftigten dort keinen Abstand halten könnten. Die NRW-Chefin der Erziehergewerkschaft GEW, Maike Finnern, forderte bessere Hygienemaßnahmen in Kitas und Schulen.

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In NRW und in ganz Deutschland verschärfte sich die Pandemielage erneut. Die Zahl der Neuinfektionen stieg am Donnerstag auf den Rekordwert von 16.774, in NRW wurden laut Robert-Koch-Institut 4773 Neuinfektionen gezählt. Sechs Regionen überschreiten den Schwellenwert von 200 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner in einer Woche: Duisburg (241), Solingen (238), Remscheid (207), der Kreis Düren (206), Köln (202) und Herne (200).

Merkel: „Der Winter wird schwer“

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte im Bundestag: „Der Winter wird schwer. Vier lange schwere Monate. Aber er wird enden.“ Das von der Entwicklung besonders betroffene Bayern erwägt die Ausrufung des Katastrophenfalls und untersagt sogar Zusammenkünfte in Privatwohnungen.

Einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung zufolge vergrößert die Corona-Pandemie die soziale Ungleichheit. Die Krise treffe vor allem jene, die zuvor schon Probleme auf dem Arbeitsmarkt hatten, zum Beispiel Leiharbeiter, Minijobber, Zugewanderte und Familien mit Kindern. Etwa jeder Dritte von 6000 Befragten gab an, durch die Pandemie Einkommenseinbußen zu erleiden. Die Schuldnerberater der Verbraucherzentralen melden eine gestiegene Nachfrage von verunsicherten Bürgern.

Der Vorsitzende der Linken in NRW, Christian Leye, rechnet mit ernsten Folgen für das Revier: „Im Ruhrgebiet leben 20 Prozent der Menschen in Armut. Hier werden die Verwerfungen der Krise voll zuschlagen.“ Menschen mit niedrigen Einkommen benötigten mehr Unterstützung. (mit dpa)