Düsseldorf. Seit dieser Woche bietet NRW Kita-Beschäftigten kostenlose Corona-Tests an. Aus Vorsorge. Warum die erste Bilanz ernüchternd ausfällt.

Im Kampf gegen die Corona-Pandemie soll es kostenfreie Tests geben

Doch nur ein Bruchteil der Erzieher und Lehrer wird sich testen lassen können, befürchtet die Gewerkschaft ver.di.

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Die für diese Woche geplante Corona-Testoffensive der Landesregierung für Erzieherinnen und Tagesmütter ist offenbar an praktischen Problemen gescheitert. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi konnten sich nur wenige der rund 132.000 Kita-Beschäftigten in Nordrhein-Westfalen bislang einer kostenfreien Untersuchung unterziehen.

„Wir gehen davon aus, dass nur ein Bruchteil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getestet wurde“, sagte Verdi-Bereichsleiterin Sabine Uhlenkott unserer Redaktion. Häufig sei es für die Beschäftigten nicht möglich gewesen, einen Termin beim Hausarzt zu bekommen. Der Dortmunder Verdi-Fachsekretär Martin Steinmetz berichtete von einer umfassenden Stichprobe seiner Gewerkschaft bei Ärzten und Testzentren, die ein ernüchterndes Ergebnis gebracht habe: „Ich wage die Prognose, dass nur ein unterer einstelliger Prozentsatz der Beschäftigten auf Corona getestet werden konnte“, sagte Steinmetz.

Für Hausärzte sind die freiwilligen Corona-Tests „wirtschaftliches Harakiri“

Die Landesregierung bietet seit dieser Woche Kita-Mitarbeitern und Lehrern im 14-Tage-Rhythmus bis zu den Herbstferien vorsorgliche kostenlose Corona-Tests an, um das Infektionsrisiko nach den Sommerferien einzudämmen. Dafür stehen im NRW-Etat rund 15 Millionen Euro pro Woche zur Verfügung. In 10 Tagen beginnt landesweit das neue Kita-Jahr, bereits kommenden Mittwoch der Regelunterricht in den Schulen.

Offenbar sind die Testzentren in den Kommunen aber mit Reiserückkehrern und Verdachtsfällen ausgelastet. Für viele Hausärzte wiederum lohnen sich die mit 15 Euro vergüteten Corona-Tests nicht. Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, sprach von „wirtschaftlichem Harakiri“. Während der Tests müsse die Versorgung von „normalen“ Kranken zurückgestellt und ein aufwendiges Hygienekonzept eingehalten werden. Potenziell mit Corona infizierte Personen sollen in den Praxen räumlich von anderen Patienten getrennt werden. Der Arzt muss zudem bei solchen Tests Schutzkleidung tragen.

Opposition spricht von „Fiasko“ und fordert mobile Test-Teams

NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) zeigte sich auf Nachfrage unserer Redaktion offen für Nachbesserungen bei der Testoffensive: „Eine systematische Kritik hat uns noch nicht erreicht. Wir werden am Ende der Woche Bilanz ziehen und wenn es Nachsteuerungsbedarf gibt, werden wir dem nachkommen.“ SPD-Oppositionsführer Thomas Kutschaty forderte mobile Testzentren an Kitas und Schulen: „Dass Erzieherinnen und Erzieher jetzt vor verschlossenen Türen stehen und von Pontius zu Pilatus laufen müssen, ist eine Zumutung. Wenn das so weitergeht, droht der Landesregierung ein Fiasko.“

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