Düsseldorf. Wegen der Pandemie haben Lehrkräfte ihre Schüler in NRW zu Hause unterrichtet. Nun will das Land neue Regeln fürs digitale Klassenzimmer prüfen
Vier Wochen vor dem Start ins neue Schuljahr treibt Eltern die Frage um, wie Unterricht funktionieren kann, wenn die Pandemie viele Kinder in NRW wieder zum „Lernen auf Distanz“ zwingen sollte, also zum Unterricht daheim am Computer. Viele Mütter und Väter befürchten, dass dieses Lernen künftig sogar mit Noten bewertet werden könnte.
Anke Staar, Vorsitzende der Landeselternkonferenz (LEK), berichtet gegenüber dieser Redaktion von Gesprächen mit der Landesregierung, in denen eine mögliche Benotung der Schüler im Distanzunterricht Thema war. Staar warnt vor Risiken und Nebenwirkungen. Die unterschiedlichen Startvoraussetzungen in den Familien könnten schwerlich bei einer Benotung berücksichtigt werden. „Mir wird übel bei der Frage, was da überhaupt bewertet werden könnte. Die Leistung der Eltern, die dem Kind helfen, oder die Leistungen des Schülers aus schwierigen Verhältnissen, der sich alleine durchboxt?“, sagte die LEK-Vorsitzende.
NRW will in dieser Woche Klarheit schaffen
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Das NRW-Schulministerium will noch in dieser Woche erklären, wie es sich den Unterricht auf Distanz im neuen Schuljahr konkret vorstellt. Die Details dazu würden gerade rechtlich geprüft. Ob es künftig Noten für Kinder gibt, die zu Hause am Computer lernen, wollte die Regierung nicht bestätigen. Im alten Schuljahr konnten diese Leistungen zwar zur Verbesserung der Benotung, nicht aber zur Verschlechterung führen.
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Bildungsforscher raten zur Zurückhaltung. „Die Frage der Benotung sollte beim Lernen auf Distanz zuletzt gestellt werden“, sagte Prof. Kai Maaz, Direktor des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation, dieser Redaktion. Zunächst benötigten die Schüler gute Lernangebote. „Leistungen könnten dann zum Beispiel auch alternativ durch Projekt- und Gruppenarbeiten erbracht werden.“
Forscher: Lehrkräften fehlt auch das Wissen zur digitalen Lehre
Der Bildungsforscher Prof. Heiner Barz von der Heine-Universität Düsseldorf sieht dies ähnlich: „Digitale Prüfungsformate sind im kommenden Schuljahr wohl weder technisch noch didaktisch noch personalpolitisch realistisch.“ Lernen auf Distanz sei bisher nur ein Notbehelf.
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Barz ist nicht sehr optimistisch beim Blick auf die digitalen Experimente im neuen Schuljahr: „Die Lehrer dürften nicht viel besser auf den digitalen Unterricht vorbereitet sein als im vergangenen Schuljahr.“ Ein erschreckend hoher Anteil der Pädagogen habe sich zuletzt nicht auf die digitale Lehre eingelassen, „weil das Interesse und die Ausbildung fehlte“.