Oberhausen. NRW hat noch kurz vor den Ferien ein Programm für Schüler gestartet – viel zu kurzfristig für viele Städte: Im Ruhrgebiet gibt es kaum Rücklauf.
Die beiden großen Corona-Ferienprogramme des Landes laufen im Ruhrgebiet nur äußerst schleppend an. Nur fünf der 53 Kommunen des Reviers nehmen bisher die mit 75 Millionen Euro gespickten Sonderprogramme für Schüler in Anspruch. Das geht aus Angaben der Städte und des Schulministeriums hervor. Das Land will Kinder und Jugendliche zusätzlich unterstützen, die einen Förderbedarf haben oder durch den Corona-bedingten Unterrichts-Stopp den Anschluss verlieren könnten.
Hauptkritikpunkt vieler Städte: Die Programme seien viel zu kurzfristig angekündigt worden. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hatte sie zwei Wochen vor den Ferien ins Gespräch gebracht. Die Förderbedingungen sind in der Woche vor den Ferien konkretisiert worden.
Damit sei zu wenig Zeit geblieben, um Angebote zusätzlich zu den bereits bestehenden Ferienspielen in den Kommunen zu organisieren, sie bei den Schülern bekannt zu machen und nötiges Personal zu finden, heißt es aus Rathäusern in Bochum, Herne, Oberhausen und Mülheim, Hagen und Hamm. „Das war sicher gut gemeint, aber nicht gut gemacht“, sagte eine Sprecherin der Stadt Gladbeck.
Eltern weiterhin vorsichtig: Essen geht nicht von mehr Anmeldungen aus
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Selbst Ruhrgebietsstädte, die sich an den Landesprogrammen beteiligen, machen ihrem Unmut über diese Landeshilfe in letzter Minute deutlich. Dortmunds Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger sagte: „Wir können nicht auf Zuruf arbeiten. Im Interesse aller Beteiligten muss sich hier die Kultur der Zusammenarbeit deutlich verändern.“
In Gelsenkirchen sind erst nach „intensiver Suche“ Träger gefunden worden, die die Last-Minute-Hilfen abrufen. Die Stadt Essen rechnet derweil nicht damit, dass sie deutlich mehr Kinder durch ihre Teilnahme an den beiden Landesprogrammen erreichen kann. Viele Eltern zögerten aus Sorge vor Infektionen weiterhin, ihre Kinder in die Betreuung zu geben, so eine Sprecherin. Auch Duisburg und Recklinghausen wollen die zusätzlichen Landesmittel für Ferienangebote nutzen.
Ministerium will Gelder auch im Herbst bereitstellen
Das NRW-Schulministerium weist die Klage über die Kurzfristigkeit zurück. Der Haushalts- und Finanzausschuss des NRW-Landtages habe am 18. Juni die Haushaltsmittel für die Ferienangebote freigegeben. Es sei dann in kurzer Zeit erfolgreich mit Städten und Trägern gesprochen und die Förderbedingungen seien schnellstmöglich finalisiert worden.
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Laut Ministerium seien in landesweit mindestens 47 der 396 Kommunen Gelder für 323 Maßnahmen im Rahmen der Ferienprogramme beantragt worden. Es ist davon auszugehen, dass weitere Angebote hinzukommen. Nicht verausgabte Mittel sollen in den Herbstferien genutzt werden können. Darauf setzen schon jetzt Städte wie Gladbeck oder Bochum.
Die Opposition kritisiert das Timing des Schulministeriums. Es tue ihm leid für die betroffenen Kinder, sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty. „Dass wir eine Regelung für die Ferien brauchen, war doch seit Wochen klar.“ Die SPD habe deshalb bereits im Mai ein eigenes Konzept vorgeschlagen. „Hier sind junge Menschen die Leidtragenden einer Landesregierung, die in dieser Krise irgendetwas verkündet und dann erst das Gespräch mit allen Beteiligten sucht.“