Düsseldorf. Viele Menschen leiden, weil sie seit Wochen ihre Lieben in Pflegeheimen nicht besuchen dürfen. Nun kündigt NRW an, das Besuchsverbot zu lockern.

Unter dem Eindruck derzeit beherrschbarer Corona-Infektionszahlen lockert NRW ab dem Muttertag, 10. Mai, das Besuchsverbot in Altenpflegeheimen. Von diesem Tag an dürfen Familienangehörige und Freunde die Heimbewohner wieder unter Auflagen besuchen, erklärte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Dienstag.

In den vergangenen Wochen hätten ihn viele Menschen um solche Kontaktmöglichkeiten gebeten und erklärt, wie hart es sei, „die Mutter, den Vater oder den Lebenspartner nicht besuchen zu können“.

In bestimmten Fällen sogar Besuche im Zimmer des Bewohners

Die Besuchsmöglichkeiten in den rund 2200 stationären Pflegeeinrichtungen in NRW sollten „nach Möglichkeit außerhalb des Kerngebäudes“ geschaffen werden, so Laumann. In Containern, Zelten oder auf Terrassen dürften dann höchstens zwei Personen einen Heimbewohner zwei Stunden lang treffen. Außerdem könnten in den Eingangsbereichen „Besuchszimmer“ eingerichtet werden, ebenfalls für bis zu zwei Gäste.

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Wenn Bewohner stark bewegungseingeschränkt sind, werde es für Einzelbesucher möglich sein, diese Menschen in ihren Zimmern zu treffen, allerdings unter Beachtung strenger Hygienevorschriften: Der Gast muss zum Beispiel Schutzmaske und -kittel tragen.

Um das Infektionsrisiko zu senken, müssen sich alle Besucher registrieren lassen und vor dem Betreten der Häuser Fragen zu ihrem Gesundheitszustand beantworten, zum Beispiel, ob sie Fieber oder Erkältungssymptome haben.

Besuche auch in Pflegeheimen für Menschen mit Behinderungen

Das Coronavirus hat dazu geführt, dass viele Pflegeeinrichtungen seit Wochen mit Begegnungsmöglichkeiten experimentieren.

Alle Heime müssen in den nächsten drei Wochen Hygiene- und Besucherkonzepte ausarbeiten. Bis dahin gelten bei Besuchen die Hygiene-Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.

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Zusätzliche Kosten, die den Heimen durch die Besuche entstehen, zum Beispiel für Schutzkittel, könnten über die Pflegeversicherung abgerechnet werden, erklärte Laumann.

In Pflegeeinrichtungen für Menschen mit Behinderungen werden ebenfalls wieder Besuche erlaubt. „Ich will, dass dort auch Begegnungen auf den Zimmern der Bewohner möglich sind“, sagte der Minister. Auch die Behindertenwerkstätten dürften ab Mitte der kommenden Woche wieder ihre Arbeit aufnehmen.

Experten beschreiben das Leid der Familien

Die Landesregierung hatte zuvor ein Expertengutachten in Auftrag gegeben, um zu klären, ob und wann wieder Besuche in den Pflegeheimen erlaubt werden können. Das Team um den Bochumer Pflegeforscher Markus Zimmermann warnte vor den möglichen Konsequenzen von Besuchsverboten. Sie trieben viele Familien in die Verzweiflung.

In NRW leben rund 170.000 Menschen in vollstationären Pflegeeinrichtungen. In 160 dieser Heime gibt es derzeit laut Landesregierung 715 mit Covid-19 infizierte Bewohner. In 199 Heimen wurden zuletzt 565 infizierte Mitarbeiter gezählt.