Düsseldorf. Experten fürchten Schäden durch Kontaktverbot. NRW-Familienminister will bis zu den Sommerferien möglichst viele Kinder zurück in die Kita holen.

Die Kita-Betreuung in Nordrhein-Westfalen soll trotz der anhaltenden Corona-Krise bis Ende Juni systematisch ausgeweitet werden. Ziel sei es, „in behutsamen Schritten bis zu den Sommerferien möglichst viele Kinder wieder in die Kindertagesbetreuung zu holen“, kündigte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP) gegenüber unserer Redaktion an. „Die frühkindliche Bildung in den Kindertageseinrichtungen ist von großer Bedeutung für die Entwicklung unserer Kinder; insbesondere Kindern aus prekären Verhältnissen bietet sie eine geregelte Struktur und Förderung“, sagte Stamp.

Die Eltern in Nordrhein-Westfalen leisteten zurzeit mit enormen Herausforderungen für die ganze Familie Herausragendes. Besonders Alleinerziehende stünden durch Existenzsicherung und Kinderbetreuung derzeit unter ganz besonderen Belastungen, sagte Stamp. In NRW können von diesem Montag an Alleinerziehende ihre Kinder in die Notbetreuung der Kitas und bei Tagesmüttern geben, sofern wegen Berufstätigkeit oder Ausbildung keine Selbstbetreuung möglich ist.

Experten warnen: Kinder als Verlierer der Corona-Krise

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In der Debatte um die vor allem von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) bundesweit vorangetriebenen Lockerungen bei den Kontaktverboten betonte Vize-Ministerpräsident Stamp: „Bei unseren Entscheidungen haben wir das Wohl aller Kinder im Blick und möchten ihnen schnellstmöglich die Chance auf frühkindliche Bildung und soziale Kontakte wieder ermöglichen.“

Experten sehen die Gefahr, dass Kinder zu den Verlieren der Corona-Krise werden könnten. Da neben Schulen und Kitas auch Spielplätze und Sportvereine geschlossen sind sowie Begegnungen mit Freunden oder den Großeltern weitgehend untersagt bleiben, sei die Situation nach sechs Wochen in vielen Familien angespannt. „Durch das Kontaktverbot und das Eingesperrtsein drohen psychosoziale Schäden“, warnte Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). „Die Bedürfnisse von Kindern werden bisher überhaupt nicht berücksichtigt.“

Weiteres Krisengespräch zwischen Merkel und Ministerpräsidenten

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Für Kinder ab dem Kita-Alter sei der Kontakt zu Gleichaltrigen sehr wichtig, weil sie dadurch soziale Kompetenzen erlernten, erläuterte auch Maria Große Perdekamp, Fachliche Leiterin des Kinderschutzbundes Köln. „Auch wenn Eltern sich noch so sehr bemühen, können sie das Spielen mit anderen Kindern nicht ersetzen.“ Je länger das Kontaktverbot dauere, desto gravierender.

Am Donnerstag kommt es zu einem weiteren Krisengespräch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder. Die Kanzlerin hatte die Erwartungen jedoch vorab gedämpft und auf eine Gesprächsrunde am 6. Mai verwiesen. Dabei sollen eine Bewertung des Infektionsgeschehens und mögliche Lockerungen erörtert werden. (mit dpa)